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Es war zwar nicht alles so lustig wie in
der "Feuerzangenbowle", aber wer Spaß verstand, hatte auch manchmal
welchen.

Von der "Erweiterten Oberschule" zum
"Gymnasium" |
Das heutige Christian-Weise-Gymnasium trägt seinen Namen noch nicht
allzu lange.
Die Geschichte des Bauwerkes, das viele große Zittauer, so
auch mich, mit Wissen versorgte, begann im Jahre 1871. In diesem Jahr
besuchte König Johann von Sachsen die Stadt Zittau. Zufällig war gerade
der Neubau des Gymnasiums fertig gestellt worden. |
Was lag also näher, als den
werten Monarchen um Herausgabe seines Namens zu bitten. So wurde
das neue Gymnasium am 14. Dezember 1871 ihm zu Ehren "Johanneum"
getauft.
Der König hatte allerdings schon vorher sein huldvolles Interesse
am Bauwerk bekundet, indem er bei der Grundsteinlegung im Jahre 1869 zugegen war.Nach einer umfassenden Renovierung der Außenhaut vor einigen Jahren,
erstrahlt der neoklassizistische Bau wieder in seinem alten Glanz.
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Als ich in den Jahren von
1967 bis 1971 das unbändige Bedürfnis verspürte, mir durch den Besuch dieser
Anstalt den vorvorletzten Schliff geben zu lassen, trug das Gymnasium
natürlich eine viel bedeutungsvollere Bezeichnung - nämlich : |
"Erweiterte Oberschule
Zittau" oder auch
"EOS Zittau".
Im Zeitalter des real existierenden Sozialismus war es
selbstverständlich ein Unding, Teilen der Monarchie Aufmerksamkeit zu
zollen. |

Wandgemälde "Paulus predigt in Athen" 1877
von Anton Dietrich |
Ein weiteres Übel stellte ein herrliches
Wandgemälde riesigen Ausmaßes (8 x 6 m) in der Aula dar, ungünstigerweise nicht
der Thematik des proletarischen Klassenkampfes gewidmet.
Diese Wand
wurde während meiner Zeit in diesem Hause mit einem monumentalen
Vorhang unkenntlich gemacht. Man konnte zwar mal die eine oder andere
Ecke anheben, aber das brachte keine großen Erkenntnisse.
Ich vermute
stark, dass ein umfassenderes Interesse für dieses Gemälde zu einem
Disziplinarverfahren geführt hätte. |
Schon kleinere Verfehlungen wie die
Gestaltung einer Wandzeitung zum Thema "Mondlandung der Amerikaner"
brachten uns eine Aussprache mit der Kreis-Schulrätin, der verehrten
Genossin K., ein.
Ein Lehrer (durchaus ein würdiger Vorläufer des
Verpackungskünstlers Christo), der sich bei der Vermummung des
Gemäldes im Jahr 1962 besonders engagiert hatte, hat sich nach der
ultimativen Enthüllung der Bilder geweigert, die Schule jemals wieder
zu betreten. Das ist natürlich auch eine Art von Prinzipientreue. |
Allerdings hat es mich immer
verwundert, dass so reaktionäres Wortgut wie "Abitur" und "Abiturient"
in der Zeit der DDR Bestand hatte. Vom Begriff "Gymnasium" hatte man sich schließlich auch
erfolgreich distanziert.
Im Jahr
1981 muss irgend ein (aus damaliger ideologischer Sicht) "Ewig Gestriger" die Existenz
dieses Gemäldes an die UNESCO verpfiffen haben, denn es kam fortan auf die
Denkmalschutzliste und konnte daraufhin nicht länger konspirativ
verborgen werden. |
Im Jahre 1992 wurde aus der EOS das "Christian-Weise-Gymnasium".
Christian Weise war ein bekannter und berühmter Zittauer Gymnasiallehrer
(1642-1708).
Ich muss aber sagen, dass während meiner Schulzeit trotz ideologischer
Inquisition auch eine Menge praktisches Wissen vermittelt wurde. Über
negative Erfahrungen kann man eh nur lachen, obwohl es einem auch heute
noch manchmal im Halse stecken bleibt, wenn man nur an die
"Berufsberatung" denkt, eine Auswahl aus der breiten Palette
zwischen Pädagoge oder Offizier der NVA. Da ich wiederholt und
stur an einem Berufswunsch der Dritten Art festhielt, endete meine
letzte Behandlung mit dem vernichtenden Urteil: "Aus Ihnen wird nie
was !!!".
Damals ahnte ich noch nicht, dass sich der Fluch der bösen
Fee bewahrheiten würde. Seither muss ich meinen Lebensunterhalt mit
ehrlicher Arbeit finanzieren.
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Veteranenzusammenkünfte finden in regelmäßigen Abständen statt, meist
auf Klassenebene. Ein großes Jahrgangstreffen der 71er Absolventen wurde
im Mai 2001 organisiert. Schließlich galt es, den 30. Jahrestag der
Befreiung (lediglich vom Abiturstress) zu begehen. Bei dieser Gelegenheit wurde
auch unsere alte Penne ausgiebig besichtigt und festgestellt, dass sich
innen doch nicht allzu viel verändert hat, aber der Vorhang ist endlich
gefallen.
An wem der Zahn der Zeit noch nicht zu stark genagt hatte,
der nahm natürlich an diesem großen Ereignis teil, leider hat das
Schicksal auch den einen oder anderen schon abberufen. Das Leben ist
eben eines der härtesten.
Die härtesten der Harten:

etwas größer geht's auch noch
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Klassentreffen
28.10.2006 |
"Zur Brennerei" Oderwitz |
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<- Ein unsymmetrischer
Sieben-Ender
(sehr selten) |
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