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401 Die Ratten von Hameln Mai 2009



In friedlichen Hameln grassiert eine fürchterliche Rattenphobie. Niemand will diesen putzigen Tierchen Kost und Logis in seiner Heimstatt bieten. Dabei ist es erwiesen, dass Ratten viel intelligentere Haustiere sind als etwa Katzen. Aber da in einem geschlossenen System wie Hameln die Anzahl der Ratten konstant ist (die lustige Reproduktion mal außer Acht gelassen), hat immer irgend jemand die Gesellen zu Gast. In der Stellmacherei findet gerade ein Populationsaustausch statt.
Der fleißige Kunz leidet unter dem faulen, ungeschickten Hinz, seinem erstgeschlüpften Zwillingsbruder, der dem Reglement zufolge die Werkstatt erbt.
Die Faxe, Johanna und Donar sind eben in Hameln eingetrudelt. Johanna nötigt den etwas bräsigen Donar, endlich mit der Werbetour für seine Siedlung zu beginnen. Mangels Interesse leitet sie selbst die Personalgespräche. Beim faulen Kunz stößt der Jung-Ritter schon mal auf Unverständnis. Zudem will Kunz sich noch an Califaxens Ratte vergehen.
Der nächste Proband ist Fäkalien-Einhard, der gerade seine gut gefüllte Durchfalltonne durch die Gassen schiebt, dicht gefolgt von einem großen Rudel Schmeißfliegen. Donar rät aus nasalen Gründen von einer Einstellung ab, dabei ist sein zweiter Vorname auch nicht gerade Deodorant.

Und obwohl Einhards Profession weiß Gott kein Traumjob sein sollte, lehnt auch dieser dankend ab, Bauer zu werden.
Im Hamelner Rathaus tagt soeben die gesellschaftliche "Elite". Einziger Tagesordnungspunkt ist die Ratte als solche unter der Randbedingung von Schmutz und Dreck. Die Ratsversammlung reicht zwar rein sub-intellektuell noch nicht ganz an eine J.B.K-Talkshow heran, hat aber ausreichendes Potential fürs afternoon-tv. Die Ratsherren samt Bürgermeister sind toll drauf. Als erstes wird ein Preisgeld von 50 Silberstücken festgelegt für jenen, der die Stadt von der Rattenplage befreit. Aber auch des Wurzels Übel wird mit angepackt - Schmutz und Dreck. Da kann es nur einen geben - Einhard. Plan B sieht also vor, den Stinker der Stadt zu verweisen. Und dazu all die Leute, die irgendwer nervig findet. Sogleich wird der entsprechende Erlass aufgesetzt.
Kunz, vordemokratisch legitimiert, liefert als zweiten namentlichen Delinquenten schon mal seinen Bruder Hinz den Behörden aus.
Nun passiert der große Eklat der Geschichte. Ausgerechnet Califaxens Liebling verknallt sich in den Hamelner Rattenführer. Zwar ist die Liaison nicht standesgemäß, immerhin ist der Ratterich mit nur einem Ohrring rangniedriger als Caliratta. Aber wo die Liebe so hinfällt. Schwersten Herzens verabschiedet sich Califax von seiner langjährigen Begleiterin. Traurig schleichen sie alle am Etablissement der Hamelner Rotlichtszene vorüber.
Der Ausrufer des Bürgermeisters verliest den neuen Ratsbeschluss zur allgemeinen Denunziation.
Auch Teilen des Establishments geht es an den Kragen. Der Ratsherr, der die Prämie vorschlug, wird wohl wegen latenter Verschwendungssucht der Stadt verwiesen. Die unbeliebten und vermeintlich unnützen Hamelner sind schnell ausgebürgert und vors Stadttor verbracht. Nun kommt Donars große Chance.

Die zwei Dutzend wackeren und heimatlosen Dissidenten will er sich nicht entgehen lassen. Mit Johannas Hilfe kann er die ganze Schar für sein Projekt gewinnen. Der verstoßene Ratsherr wittert Morgenluft, als ihm Califax anbietet, für die 50 Silberlinge die Stadt zu entratten. Als die beiden in der Stadt ankommen, ist gerade die Volksseele am Überkochen. Der Ratsherr verschafft sich mit seiner Anti-Ratten-Agenda Gehör und Califax geht ans Werk. Auch Califax' Liebling ist reumütig zur Stelle. Sie wurde schamlos betrogen und sinnt nun auf Rache nach Rattenart. Sie teilt der Rattenschar ein Memo des "Königs" mit: im Walde sollen neuerdings Bratwurstbäume wachsen. Die Rattenschar verlässt geschlossen die Stadt, gefolgt vom etwas ratlosen König. Hier lernen wir auch, dass sich die Ratten in Fettschrift unterhalten.
Der Ratsherr wird zum neuen Bürgermeister gekürt, aber Califax erhält seinen verdienten Lohn nicht, aus Liebe zu seiner Ratte.
Im Walde gibt's ob der fehlenden Wurstbäume eine Revolte und der König wird gnadenlos abgesetzt.
Als Califax wieder vorm Stadttor steht gibt es eine Überraschung. Der alte Eversteiner nebst
Töchterlein ist anwesend und begeistert über Donar's next Top-Settlers. Die 50 Silberstücke gibt's nun von Schwiegerpapa und Donar droht eine standrechtliche Vermählung. Er muss mit seinen Neubauern erst einmal nach Everstein. Die Faxe ziehen mit Johanna weiter gen Helfta.
Hameln hat seine verdienten Ratten wieder, die unverdient Hinausgeworfenen fehlen an allen Ecken und Tonnen. Der Ex-Bürgermeister und Ex-Rattenkönig blasen gemeinsam Trübsal.
 
Insgesamt ein gelungenes und rattenscharfes Heft, viele nette zeichnerische Gags. Und Califax' Anhängsel ist wohl eine Rättin.

 

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