
In Wittenberg ist man wohl auch aus lokalpatriotischen Gründen
total auf Luther eingeschwungen. Ein Kuttenträger, der sich kurz
zuvor bei seiner Predigt gegen Luthers Ansichten vermault hatte,
wird von Luther-Anhängern unter Führung Karls und Hannes' durch die
Gassen der Stadt getrieben. Bei dieser Gelegenheit entstand
vermutlich der einschlägige Begriff "Schweinepriester". Herr Karlstadt
(Eigentlich Andreas Bodenstein - seltsamerweise arbeitete auch Liesl
Karlstadt unter falschem Namen. Sollte uns das nicht zu denken
geben? Ich glaube, nein.) hat während Luthers unfreiwilligen
Gastspiels auf der Wartburg erfolgreiche Werbung für dessen neue
Ideen betrieben. Der gehetzte Mönch kann, auf einem der
leckeren Wittenberger Bimmelschweine galoppierend, unbeschädigt aus der Stadt
entkommen. Ein weiterer Mönch läßt sich von Karlstadt bekehren
und reißt sich ekstatisch die Kutte vom Korpus.
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Als Belohnung wird ihm die neue Luther-Bibel aufgedrückt. Dann beginnt man, rein Schiff zu machen und die Heiligenbilder
aus der Stadtkirche abzuräumen. Meister Cranach sieht dieses zurecht als
geschäftsschädigend an. Umso mehr, als sich seine beiden Söhne bei
der Oxydierung der Gemälde besonders hervortun.
Auf der
Wartburg gibt Junker Jörg den Suppenkasper. Nicht etwa, weil ihm
die Suppe zuwider wäre, ihm ist nur der Appetit vergangen. Die
kürzlich erhaltenen Nachrichten von der Wittenberger Bilderstürmerei haben ihn
verärgert. Obendrein kommt ein Brief vom Kurfürsten mit der
Anordnung, sich auf keinen Fall in Wittenberg blicken zu lassen.
Ein Grund mehr für Luther, es trotzdem zu tun. Die Widerworte von
Brabax führen zur einschlägig bekannten Tintenfaßattacke. Und
kurz darauf steht der plötzlich sorgsam rasierte Luther auf dem Hof, um nach
Wittenberg abzureisen. Er hat mittlerweile die bei einem Mönch zu
erwartende Wampigkeit angenommen und schon vorsorglich eine für
diesen Umstand passende Kutte beschaffen lassen. Zum Abschied und
zum Dank für die
Gastfreundschaft mit der vorzüglichen Mast überreicht Luther dem Vogt
eine eigenhändig übersetzte Bibel.
Wenig später schon ist
Luther in Wittenberg zurück und will in der geplünderten Stadtkirche
eine Predigt zum Besten geben. Die ganze Stadt stürmt zum Termin. Hier werden auch
die Abrafaxe wieder einmal komplett gesichtet. |
In seiner Predigt kanzelt
Luther die Radikalinskis herab, die mit brachialer Gewalt die Leute
umdrehen wollen. Luther warnt vor falschen Propheten und bringt sich als der Richtige
in Stellung. Karlstadt und Müntzer sollen sich
gefälligst ein wenig zurücknehmen. Califax beeindruckt das alles nicht, er hat
Wichtigeres im Sinne - Eierkuchen backen. Mit diesen Eierkuchen
sollen in Cranachs Hause die Unstimmigkeiten geklärt werden. Aber
Karlstadt und Luther bleiben unversöhnlich. Brabax ist ärgerlich,
daß sich die alten Freunde entzweit haben und mag nicht mehr für
Luther arbeiten. Das macht der Profit-affinen Mutter Cranach Sorgen,
wie wohl Brabax dann sein Nachtlager bezahlen könne. Brabax kündigt
die Boofe. Abrax mag auch nicht mehr und auch Califax beendet
seine Küchendienste. Wenigstens ticken die drei nun wieder im Einklang.
Allgemeine Auflösungserscheinungen machen sich breit. Karl hat durch
Michaels Vermittlung beim Herzog von Braunschweig eine
Hofmaler-Stelle in Aussicht. Das muß sogleich begossen
werden. Die Abrafaxe wollen gen Italien weiterziehen, also nach
Rom. Aber oft ist das Gegenteil wahr. Meister Cranach hat
Verständnis für Karls Abgang. Selbst Brabax versöhnt sich wieder mit
Luther. Spalatin versucht noch, Brabax umzustimmen, doch weder Bauchmiezelei
noch Appelle ans Pflichtbewußtsein helfen. Die Abrafaxe machen
sich auf und verschwinden in wabernden Nebelschwaden. Nun ja. |