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506 Der Teufel und der Tintenfleck Februar 2018

Mosaik 506

In Wittenberg ist man wohl auch aus lokalpatriotischen Gründen total auf Luther eingeschwungen.
Ein Kuttenträger, der sich kurz zuvor bei seiner Predigt gegen Luthers Ansichten vermault hatte, wird von Luther-Anhängern unter Führung Karls und Hannes' durch die Gassen der Stadt getrieben.
Bei dieser Gelegenheit entstand vermutlich der einschlägige Begriff "Schweinepriester".
Herr Karlstadt (Eigentlich Andreas Bodenstein - seltsamerweise arbeitete auch Liesl Karlstadt unter falschem Namen. Sollte uns das nicht zu denken geben? Ich glaube, nein.) hat während Luthers unfreiwilligen Gastspiels auf der Wartburg erfolgreiche Werbung für dessen neue Ideen betrieben.
Der gehetzte Mönch kann, auf einem der leckeren Wittenberger Bimmelschweine galoppierend, unbeschädigt aus der Stadt entkommen.
Ein weiterer Mönch läßt sich von Karlstadt bekehren und reißt sich ekstatisch die Kutte vom Korpus.

Als Belohnung wird ihm die neue Luther-Bibel aufgedrückt. Dann beginnt man, rein Schiff zu machen und die Heiligenbilder aus der Stadtkirche abzuräumen. Meister Cranach sieht dieses zurecht als geschäftsschädigend an. Umso mehr, als sich seine beiden Söhne bei der Oxydierung der Gemälde besonders hervortun.

Auf der Wartburg gibt Junker Jörg den Suppenkasper. Nicht etwa, weil ihm die Suppe zuwider wäre, ihm ist nur der Appetit vergangen. Die kürzlich erhaltenen Nachrichten von der Wittenberger Bilderstürmerei haben ihn verärgert. Obendrein kommt ein Brief vom Kurfürsten mit der Anordnung, sich auf keinen Fall in Wittenberg blicken zu lassen.
Ein Grund mehr für Luther, es trotzdem zu tun. Die Widerworte von Brabax führen zur einschlägig bekannten Tintenfaßattacke.
Und kurz darauf steht der plötzlich sorgsam rasierte Luther auf dem Hof, um nach Wittenberg abzureisen.
Er hat mittlerweile die bei einem Mönch zu erwartende Wampigkeit angenommen und schon vorsorglich eine für diesen Umstand passende Kutte beschaffen lassen.
Zum Abschied und zum Dank für die Gastfreundschaft mit der vorzüglichen Mast überreicht Luther dem Vogt eine eigenhändig übersetzte Bibel.

Wenig später schon ist Luther in Wittenberg zurück und will in der geplünderten Stadtkirche eine Predigt zum Besten geben. Die ganze Stadt stürmt zum Termin. Hier werden auch die Abrafaxe wieder einmal komplett gesichtet.

In seiner Predigt kanzelt Luther die Radikalinskis herab, die mit brachialer Gewalt die Leute umdrehen wollen. Luther warnt vor falschen Propheten und bringt sich als der Richtige in Stellung. Karlstadt und Müntzer sollen sich gefälligst ein wenig zurücknehmen.
Califax beeindruckt das alles nicht, er hat Wichtigeres im Sinne - Eierkuchen backen.
Mit diesen Eierkuchen sollen in Cranachs Hause die Unstimmigkeiten geklärt werden. Aber Karlstadt und Luther bleiben unversöhnlich. Brabax ist ärgerlich, daß sich die alten Freunde entzweit haben und mag nicht mehr für Luther arbeiten. Das macht der Profit-affinen Mutter Cranach Sorgen, wie wohl Brabax dann sein Nachtlager bezahlen könne. Brabax kündigt die Boofe. Abrax mag auch nicht mehr und auch Califax beendet seine Küchendienste.
Wenigstens ticken die drei nun wieder im Einklang. Allgemeine Auflösungserscheinungen machen sich breit. Karl hat durch Michaels Vermittlung beim Herzog von Braunschweig eine Hofmaler-Stelle in Aussicht. Das muß sogleich begossen werden.
Die Abrafaxe wollen gen Italien weiterziehen, also nach Rom. Aber oft ist das Gegenteil wahr. Meister Cranach hat Verständnis für Karls Abgang. Selbst Brabax versöhnt sich wieder mit Luther. Spalatin versucht noch, Brabax umzustimmen, doch weder Bauchmiezelei noch Appelle ans Pflichtbewußtsein helfen.
Die Abrafaxe machen sich auf und verschwinden in wabernden Nebelschwaden. Nun ja.

 

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