
In der Spelunke "Zum schluckenden Specht" an der Straße nach Frankfurt
treffen wir die Anna und die zwei Ellas beim Warten auf die zweite
Ladung Bratkartoffeln. Caramella will sich ein paar Reserven
anfuttern, damit nicht gleich wieder Hunger aufkommt. Da springt die
Türe auf und Graf Tenebroso fällt aus dem Rahmen. Er verlangt
wieder einmal nach der ominösen Zeittorkarte. Auch der Gastwirt verlangt nach
etwas, nämlich nach seinem Judaslohn. Durch vorsätzlich langsames
Braten der Kartoffeln hat er die drei Mellen solange aufgehalten,
bis der Graf sie einholen konnte. Bella macht sich über die Höhe des
Kopfgeldes lustig, nun will der Wirt natürlich mehr abgreifen.
Während Kneipier und Graf streiten, gelingt den Dreien die Flucht.
Ein geheimnisvoller Gast vom Nebentisch bietet ihnen an, sie in
seiner Kutsche nach Frankfurt mitzunehmen. Auf der Fahrt hören
sie, dass der freundliche Herr Agent eines Reisebüros für
Übersee-Touristik ist, allerdings ist er auch Eigner zweier
herausragender Raffzähne - was ihn von vornherein belastet. Immerhin
kommen sie bald in Frankfurt an. Hier empfiehlt ihnen der Agent,
sich statt in Hamburg besser in Bremerhaven einzuschiffen. Die drei
folgen ihm ins Kontor. Anna findet den Kerl reichlich verdächtig,
die anderen sind umso argloser. |
Sein Kontor erinnert wohl eher an ein Lager für Konterbande.
Kaffeemäßig kann er aus dem Vollen schöpfen. Nachdem der Agent die
Drei mit den gerösteten Bohnen gefügig gemacht hat - nur Anna merkt
immer noch was - schwatzt er ihnen für ihre gesamte Barschaft von 70
Talern ein All-inclusiv-Ticket auf, Transfer zum Schiff und Furage
natürlich mit eingeschlossen. Er überreicht ihnen die
Berechtigungsscheine zum Erwerb der Schiffskarten, einzulösen beim
Norddeutschen Lloyd in Bremerhaven. Auf dem Weg zum Bahnhof laufen
sie einem weiteren Makler in die Hände. Scheint hier ein Nest zu
geben.
Seltsamerweise kommen sie auch an einem Kontor des Lloyd vorüber.
Obwohl blitzeblank, erschleicht sich Caramella einige Sätze
Frankfurter Würstchen für sich und ihre Begleiter. Dem Wurstmaxe
reicht das Versprechen, im Lande der boundless possibilities für die
mit Häckselschwein gefüllten Saitlinge ordentlich advertising zu
machen.
Beim Betreten des Bahnhofs werden sie von der diensthabenden Amazone
aufgefordert, ihre Billets vorzuweisen sowie den Bahnsteig
gefälligst nicht vollzukrümeln. Nachdem sie also den restlichen
Vorrat an Frankfurtern schnell verdrückt haben, entern sie die
Eisenbahn nach Bremerhaven. Selbstredend beziehen sie das ihnen
zustehende Quartier in der ersten Klasse. Der Zug setzt sich in
Bewegung, die Drei wähnen sich schon so gut wie in Amerika. Sogar
Annas gesunder Menschenverstand scheint eingelullt. Bis der
Mitropa-Kellner ungehörigerweise 47 Taler fürs formidable Menü
verlangt.
Den Hinweis auf freie Kost lässt der Servierer nicht gelten und er
informiert den Zugführer. Der verlangt nach den Fahrkarten.
Caramella reicht im die Karten aus dem Rundumsorglospaket.
Dem
Schaffner gefrieren die Gesichtszüge, dann explodiert er. Noch nie
hat es jemand gewagt, mit Bahnsteigkarten per Erster Klasse nach
Bremerhaven zu reisen. Die drei Hobos werden ungalant aus dem
fahrenden Zug geworfen. |
Sie schaffen es aber. hinten wieder aufzusteigen und fahren als
blinde Pufferreiter weiter. Das hat jedoch mit Erster Klasse wenig
gemein, aber immerhin erreichen sie Bremerhaven. Wo schon die Mutter
aller Pleiten auf sie wartet. Ihr Bezugsschein für Schiffskarten ist
eine plumpe Fälschung. Traurig schleichen sie sich zum Hafen, um
ihrem Schiff wenigstens nachzuwinken. Überraschend treffen sie auf
Samuel und seine Gang. Die Truppe hat es besser getroffen und sich
nicht so einfach auf die Nudel schieben lassen. Sogar ein Schiff für
sich alleine haben sie besorgt. Großzügig bieten die Galizier den
Abelmellas an, auf ihrer "Königin des Atlantiks" mitzureisen.
Natürlich sagen die Mädchen freudig zu. Nun wird zum Aufbruch
geblasen. Bald stehen die Reisenden in spe vor ihrem
Kreuzfahrtschiff. Sieht aber einem Ruderkahn verteufelt ähnlich.
Jetzt ist exzessives Training angesagt, denn die Überfahrt soll
nicht ohne sein.
Am Rande des Geschehens bedankt sich gerade ein Frankfurter
Reiseagent beim Grafen Tenebroso für das gute Geschäft.
Der Umstand, dass nach Heft 1 mehrere Monate vergangen sind,
erzeugt auch das Gefühl, dass hier mehrere Hefte zwischen den
Nummern 1 und 2 fehlen.
Das Heft wirkt auf mich etwas wie mit heißem Messer geschnitzt.
Die Story ist einigermaßen vorhersehbar. Großes Lob für die
Hintergründe. Selbst ein Spartaner wäre damit überfordert
gewesen. Trotzdem ist das Heft stellenweise ganz witzig und hat
stimmungsvolle Farben aufzuweisen. Hervorzuheben wäre auch der
Geschichtsteil. "Auswanderungs-land Deutschland" ist sogar
ziemlich aktuell. Mit der Bastelanleitung für Lipgloss kann ich
allerdings wenig anfangen, sehe mich aber auch nicht als
Ziel-Groupie.
Na, warten wir mal das nächste Heft ab. |
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