
Im kultigen Thronsaal hockt der byzantinische Kaiser Andronikos,
flankiert von den Schmeichler-Chören, auf seinem Schemel, zu Füßen
den Lieblingslurch.
Runkel ist vor dem Himmlischen aufmarschiert, um den ihm für den Sieg
versprochenen Traumjob abzugreifen. Im Stellenplan des Kaisers ist
allerdings gerade kein Hofamt vakant. Not täte
hier ganz bitter - eine Quote für den Ritter. Während der Kaiser vor sich hin grübelt, trommelt Runkel
ungeduldig auf Mutawakkels Schnauze den Takt zu den kakophonischen
Elogen der Schmeichler. Das ist selbst einem Krokodil zuviel und es
schnappt in Notwehr zu. Natürlich passiert Runkel gar nichts, denn
eine gute Ritterregel schützt ihn vor jeglichem Verbiss.
Das bringt den Kaiser auf die rettende Idee, mit Runkel einen
kürzlich verspeisten alten Kader zu substituieren.
So wird Ritter Runkel zum Gleichstellungsbeauftragten für höfische
Premium-Reptilien, kurz zum "Kaiserlichen Lieblings-krokodilwärter"
ernannt.
Runkel ist's zufrieden, in seinem neuen Kettenhund-Look geht er
sogleich mit seinem Schützling Gassi. Und mit dem Spezialauftrag des
Kaisers, das edle Kriechtier hübsch vergolden zu lassen. |
Die zwei makkaronischen Prinzen rätseln über Runkels Beweggründe zum
Amt und
suchen den Verlierer Janos auf, der seinen Frust in einer Weinstube
verklappen will.
Runkel platzt mit den Worten "Einmal Vergolden bitte" in den
animalischen Schönheitssalon. Auch ein alter Bekannter harrt hier
der Reparatur: Sokrates, der pisanische Papageier. Nach seinem
bösen Unfall mit der Krebsschere braucht er jetzt dringend eine
Schwanzverlängerung. Während sich die zwei unversöhnlichen
Streithähne einen verbalen Schlagabtausch liefern, beginnt der
Anstreicher damit, Runkels Rüstung zu vergolden. Erst nach
Fertigstellung bemerkt der Goldjunge das Missverständnis. Fiasco und
Sokrates lachen sich scheckig. Während jetzt der schmucklose Molch eingefärbt
wird, betrachtet sich Runkel mit wachsender Verzückung im
Spiegel.
Das kulante Angebot, ihn wieder abzukratzen, lehnt er generös ab.
Partnerlook ist angesagt. Mit der Rechnung unterm Arm und dem Kroko
an der schlichten Lederleine promeniert er über die Meza.
Vor der Taverne, wo schon Janos mit den Digedags abhängt, wird
Runkel von zwei professionellen Schleimbeuteln angezeckt, die ihm
gerne einen ausgeben möchten, in der Hoffnung, sich so den Zugang
zum Hof zu erschleichen.
Der Wirt gibt sein Bestes, nämlich zwölfhundertvierziger
Bosporusperle. Das rünstige Krokodil schüttet sich das Labsal sofort
in seine schuppige Gurgel. War doch nur Spaß. Als der Wirt die
nächste Kanne bringt, ist Mutawakkel schon auf Entzug. Der Kneiper
rettet sich auf den Tisch, wird aber vom Reptil arg bedrängt. Runkel
weist ihn an, dem lieben Tierchen doch gefälligst sein Pläsierchen
zu gönnen. Nach dem Einschütten der zweiten Kanne Bosporusperle
verunfallt der arme Gastwirt mit seinem Gesäß zwischen Mutawakkels
Kauleisten. |
Während
der Wirt wegen seines zerschundenen Sitzfleisches herumkrakeelt, fällt Mutawakkel ins
wohlige postalkoholische Koma.
Das Ganze ist zuviel für den Bewahrer der Bosporusperle, er befördert
die besoffene Echse kurzerhand die stark abschüssige
Straße hinunter.
Am Ende der Piste landet das Goldstück im Rinnstein, es ist wieder bei
Bewusstsein, aber der Lack ist nun ab.
Verschämt zieht sich Mutawakkel in ein Kellerloch zurück.
Die beiden
Glücksritter erkennen messerscharf, dass der Oberhof-Krokodilwächter wohl
nicht mehr als Fürsprecher taugen wird und sie verkrümeln sich eilig.
Mit reichlich Regressforderungen von kollateralgeschädigten Anrainern
beladen, fährt Runkel in seiner Kalesche ohne Schnappi zum Palast
zurück.
Der Kanzler ist entsetzt, als er des Wärters Glanz erblickt. Runkel
gesteht kleinlaut, dass Mutawakkel abgängig ist und obendrein noch
halb Konstantinopel verwüstet hat. Der Kanzler greift sich den
Versager, um den Kaiser die unangenehme Wahrheit zu verklickern.
Andronikos schwelgt soeben noch wollüstig in Wein, Weib und Gesang.
Seine Landung in der Wirklichkeit ist furchtbar.
Als erste Reaktion
lässt er Runkel entgolden, fürderhin bekommt der Verschwender und
Veruntreuer solange Stubenarrest, bis er alle aufgelaufenen Rechnungen
sauber abgearbeitet
hat.
Und falls man Mutawakkel nicht wiederfinden sollte, gibt's als Bonus
lebenslänglich obendrauf.
Die Krönung der Pleite: Runkel muss sich noch vom neu beschwanzten
Sokrates verhöhnen lassen, der nun auch zur kaiserlichen Menagerie
gehört.
Ritterregel:
"Wer sich ganz in Eisen hüllt, hat noch nie vor Schmerz
gebrüllt." |
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