
Nachdem Runkels letzte Variante der Geldbeschaffung abgeschmiert ist,
bläst der gesamte Rübenstein Trübsinn. Soeben mümmeln man einen
angemessenen Haferpamps,
da erscheint der Torwächter und meldet eine Gauklertruppe.
Runkel
hat keinen Bock auf Kultur, aber Adelaide sucht Zerstreuung. So
werden die Gaukler in die Halle bestellt, wo schon alles Burgvolk
erwartungsfroh der Vorstellung harrt.
"Meister Balduins Bunte Bühne" gibt ein Ritterdrama mit Runkels Lieblings-Sujet "Drachen
quälen und bei Prinzessinen einschleimen".
Nun ist der Ritter aber hellwach.
Schon im zweiten Akt bricht sich in ihm der Theaterkritiker Bahn. Kurzum,
Runkel als Orientexperte kann das alles bedeutend besser und er gründet
stehenden Fußes die "Rübensteiner
Festspiele", ein Kooperationsunternehmen aus Rübensteinern und
Balduinern.
Angemessener Austragungsort soll vorerst Freistadt sein.
Nach
Zerstreuung anfänglicher Selbstzweifel (nicht bei Runkel) zieht die schauspielerische Elite
des Rübensteins in die Stadt des Jahrmarkts. Daselbst erwartet man höchste
Ehren und
Einnahmen. |
Auf dem Marktplatz wird unter den Augen des obersten
Sero-Repräsentanten eine
gewaltige Bühnenanlage zusammengenagelt.
Dig, Dag und Digedag steuern ein
werbekräftiges Firmen-Logo bei und übernehmen natürlich die technische Sicherstellung
der Spiele.
Allerdings reicht es nur zu einem Drachen mit drei
Köpfen, Runkel hatte im Drehbuch alle Neune gefordert. Dafür verfügt der fliegende Teppich
über großes Potential.
Ein erster Probeflug verläuft äußerst vielversprechend
und ruft Ehrfurcht bei den Zaungästen hervor. Runkel macht seine Stunts
natürlich selber.
Nachdem er die Sicherheitseinrichtung fahrlässig durchtrennt hat, muß
dies die arme Drachenmannschaft mangels koordinierter Reaktionen büßen.
Der Kuckucksberger hat sich in Zivil verkleidet und beobachtet die Szene
aus
sicherer Entfernung im
Wirtshaus. Vom Kneiper erfährt er von Runkels Vorhaben, seine
fulminanten Geldsorgen durch hochwertiges Schauspiel zu beseitigen.
Kuck faßt den schnöden Plan, Runkel ein für alle mal fertig zu
machen, indem er ihm die Ehre und die
Eintrittsgelder entwendet.
Die Premiere des Stücks soll im Rahmen der Markteröffnung am
nächsten Sonntag stattfinden.
Graf Kuckucksberg prescht zurück in die heimische Ruine und alarmiert
seine
Räuberbande.
In ihrem Fummelfundus finden sich allerlei Tücher und Stoffe,
die die Gesellen im Nu in orientalische Strauchdiebe verwandeln.
Ihre zukünftigen Rollen müssen nicht einstudiert werden, sie sind wahre
Naturtalente.
Bald darauf machen sie sich auf den Weg nach
Freistadt.
Am Tag der Premiere wird auf dem Marktplatz die frische Luft knapp. |
Alle Logen und Ränge sind zum Bersten gefüllt.
Die Rübensteiner Sippe und die
Stadthonoratioren sitzen in der vorderen Reihe.
Der erste Akt läuft prima an und der Mime Runkel träumt schon von Aufführungen in
Bayreuth.
Meister Balduin gibt den Sultan, dessen Tochter durch bösen
Zauberers Hand sogleich entführt werden soll. Alles verfolgt die Szene
unter Hochspannung, nur der lustmolchige Bürgermeister ergötzt sich
lediglich am
Ballett.
Kurz nachdem Runkel als Bewahrer der Jungfräulichkeit der Prinzessin seinen
Auftritt hat, stürmt des Kuckucksbergers
Schmierentruppe die Bretter und entzieht Runkel die Bewegungsfreiheit.
Dieser ist erbost über den Eingriff in die Zeitlinie und merkt wieder
mal gar nichts.
Nachdem Runkel ausgeschaltet ist, nehmen sich die Räuber der Eintrittsgelder an. Digedag als Kassenwart hat keine Chance.
Kurze Zeit später wird Runkel von den herbeigeeilten Digedags
aus den Trümmern der Kulissen gezogen. Seltsamerweise hat das Publikum
von alldem nichts geschnallt und applaudiert wie wild.
Von Runkel wird die eingetretene Misere mit
technischen Problemen bemäntelt und den Zuschauern eine baldige Fortsetzung
versprochen.
In üblicher gedrückter Stimmung verläßt die Rübensteiner Mimengruppe
Freistadt und kehrt arm wie zuvor
zur heimatlichen Burg zurück.
Das Schlimmste ist allerdings, daß der Kuckuck Runkel die Show
gestohlen hat. Der erboste Ritter läßt sich zu einem für
die Räuber fürchterlichen Schwur hinreißen.
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