
Der Verdiente Dichter des Volkes Nixus Talentus bringt gerade unter
schwersten Wehen eine herzerweichende Ballade über die großen Entbehrungen des
Poetendaseins zur Welt.
Heute singe ich und bringe meine Klage zu Gehör.
Ach, ein Dichter hat es schwer.
Stets erfüllt ihn mit Empörung
irgendeine neue Störung.
Lüri Lüri, Tsing Tsang Tsei,
aus ist's mit der Dichterei.
In der Sonne,
welche Wonne,
lag ich lang,
schrieb und sang.
Aber plötzlich piekte mich
ein gar schlimmer Sonnenstich.
Lüri Lüri, Lürilei,
aus war's mit der Dichterei.
Als der Mond schien
und belohnt schien
all mein Sehnen
nach dem Schönen,
machte mich sein Glänzen süchtig,
vom Balkone fiel ich richtig.
Lüri Lüri, Ping Pong Pei,
aus war's mit der Dichterei.
Fuhr aufs Land
und erfand
auf der Wiese
eine Ode ans Gemüse,
als mich dort ein Ochse sah.
Wie ein Wiesel lief ich da -
Lüri Lüri, Hopp di dei,
aus war's mit der Dichterei.
Und ich ahne,
auch im Kahne
auf dem Meere
fiel mir's schwere,
denn käm' nur ein leichter Seegang,
wär' ich gleich darauf schon seekrank -
Lüri Lüri, wei oh wei,
aus wär's mit der Dichterei.
Könnt' alleine
nur beim Weine
ungehindert singen, dichten;
doch darauf muss ich verzichten,
weil es mir doch nie gelingt,
dass mir Geld im Beutel klingt -
Lüri Lüri, kling klang klei,
schwierig ist die Dichterei. |
Des Dichters Ergüsse, vor allem wohl sein vollendeter Gesang, locken
eine große Meute kunstverständiger Hunde auf den Plan, die ihm die
kreative Phase durch Heulen und Jaulen gehörig vergällen. Auch
Wassergüsse und Latschenwürfe fruchten hier nicht, die Nerven des
Künstlers liegen blank. Mit Müh' und Not stellt er seine Elegie noch
fertig.
Doch fürderhin will er von den garstigen Kötern unbehelligt
reimen dürfen.
So sucht er den Hundefänger Abbubus auf, der den
Auftrag für 100 Sesterzen ausführen soll.
Es gelingt den
Hundehäschern auch, alle Tiere einzusammeln.
Nur der pfiffige Strupp bleibt in Freiheit und alarmiert die Kinder
des Wohngebiets. |
Die Rasselbande beschließt, die Bellos wieder zu befreien.
Abbubus ist
gerade mit seinen Kumpanen bei einem fröhlichen Zechgelage, wo sie
sich die
eingenommenen Sesterzen hinter die Knorpel schütten.
So reich mir, Wirt, den Weinschlauch her,
mein Becher ist schon lange leer,
es brennt die trock'ne Kehle!
Ich bin ja auch kein Dromedar,
was dreimal trinkt im ganzen Jahr,
das können nur Kamele! |
Als der letzte Reim verklungen ist, stürzt Strupp in die
Veranstaltung und verwüstet die Tafel. Die trunkene Meute verfolgt
ihn rachsüchtig durch die Straßen, derweil befreien die Kinder die
eingesperrten Hunde und bringen sie in Sicherheit. Nachdem die Tiere
mit Futter versorgt sind, hauen sich die Kinder aufs Ohr.
Am
nächsten Morgen steht die Ernährungsfrage wieder im Vordergrund: Im
Zirkus Digedag verdienen sich die Tiere ihr Schappi selbst, man
könnte doch die Hunde für ein Entgelt dem Publikum vorführen. Es
werden also allerlei Kunststücke eingeübt, die Testvorstellung auf
der Straße erzeugt einen Menschenauflauf. Die Digedags sind gerade
wieder auf Werbefeldzug in der Stadt unterwegs und bemerken die
ungewöhnliche Versammlung. Nachdem sie die Dressurnummer gönnerhaft
betrachtet haben, wird das Ansinnen der Kinder, im Zirkus auftreten
zu dürfen, rüde abgeschmettert. Die Kinder sind zwar sauer, aber
nicht so einfach ins Bockshorn zu jagen. Mit List entern sie das
Schiff, die Vorstellung läuft bereits. Beim Betrachten des riesigen
Zuschauerareals fällt ihnen dann doch das Herz in die Hosen. Die
Digedags sind aber einer mittleren Verzweiflung nahe, denn Colombine,
die jodelnde Kuh wird von fürchterlichem Schluckauf geplagt. Das ist
die Chance für Kinder und Hunde, die man sich nicht entgehen lassen
darf; so stürmen sie die Manege. Nach Darbietung des akrobatischen
Teils folgt als Zugabe und Krönung
"Die Ballade vom armen Strupp"
Spiele, lieber Leiermann,
stimme die Ballade an,
wie's dem armen Strupp erging,
als er einen Räuber fing.
Bei dem schönsten Sonnenscheine
ging Lavinia ganz alleine
in den Wald, von Pips begleitet,
den sie an 'nem Kettchen leitet.
Plötzlich aber springt ein Strolch
auf sie zu mit einem Dolch.
Hilfe - rief Lavinia kläglich,
Pips verschwand so schnell wie möglich.
Hungrig saß mit leerem Bauche
Strupp beim Hagebuttenstrauche,
als Lavinias Schrei erschallt
durch den menschenleeren Wald.
Wie ein Himmeldonnerwetter
fegt durch Gras und Laub der Retter,
springt dem Räuber mit Gebell
an sein krummes Gehgestell.
Seht, der feige Lump entwetzt,
seine Hose ist zerfetzt.
Doch die Maid im Ohnmachtskrampfe
merkte nichts von diesem Kampfe. |
|
Pips, noch käsig vom Entsetzen,
sieht des Räubers Hosenfetzen,
schnappt ihn sich mit schlauem Sinn
und tritt so vor's Frauchen hin.
Wie ihr Blick nun auf ihn fällt,
ruft sie: "Du mein kleiner Held!
Unerhört ist's, was du wagtest,
als du diesen Kerl verjagtest."
Strupp, der sah's mit Mißvergnügen:
"Wetter, kann der Bursche lügen.
Doch ich misch mich da nicht ein,
was ich kann, weiß ich allein."
Pips dagegen, der Verwöhnte,
der uns Arme oft verhöhnte,
eignet frech den Ruhm sich an,
den der arme Strupp gewann. |
Das gesamte Publikum rast vor Begeisterung. Selbst Nixus Talentus lobt die
Hunde in den höchsten Tönen, wahrlich ein immenser Unterschied zu den allnächtens plagenden Tölen. Der
römische Kaiser lädt in seiner
Überschwänglichkeit die Digedags an seinen Hof ein. Daß dies für
die Digedags ein recht zweifelhaftes Vergnügen sein wird, ahnen sie
noch nicht. Immerhin hat sich die Hundetruppe damit eine Festanstellung im
Zirkusprogramm verdient.

Nummer 15 ist mit
Abstand das lyrischste aller Mosaikhefte.
Es ging hier jedoch
nicht nur um den Hofdichter des römischen Kaisers, vielmehr hing ein
echtes Dichterschicksal am Heft. Der Hofdichter des Mosaik war bislang der Autor Nils Werner
( Lulalei- und Johnny-Saga ) gewesen. Da
Meister Hegen aber mit der von Werner beigesteuerten Ballade ganz
und gar nicht zufrieden war, ergab sich hier die Chance für Lothar
Dräger. Er arrangierte das Werk neu und fand Anerkennung bei Hegen.
Fortan durfte sich Lothar Dräger als Hofdichter betrachten. Noch
viele schöne Verse aus seiner Feder folgten in den späteren Mosaiks.
Nils Werner machte sich mit unzähligen Kinderbüchern einen Namen,
unter anderem mit
"Alarm im Kasperletheater", nach dem auch einen Zeichentrickfilm
entstand.
"Was hat der Teufel da nun wieder angerichtet? Die Pfannkuchen für
Großmutters Geburtstag gestohlen! Im Kasperltheater sind alle in
heller Aufregung. Kasperle, König Zipfelbart, Gretel, Räuber
Fridolin, Schutzmann Schill, Kräuterhexe Adelheid und das Krokodil
unternehmen eine wilde Verfolgungsjagd."
Ich erinnere mich noch an
den allgemeinen Vorwurf: "... er hat sie alle alleine gegessen!" |
|