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20 In der Fremdenlegion Juli 1958


Zu morgendlicher Unzeit ertönt ein markerschütterndes "tüüüüt" im Lager der Fremdenlegion.
Wie in so einer multikulturellen Vereinigung zu erwarten, meckern alle im gemischten Chor ihrer Heimatsprachen durcheinander. Sofort wird der arme Trompeter von allen bemistet, er kann jedoch nichts für die Ruhestörung. Schuldig sind schließlich die Digedags, die als neue Rekruten dem germanischen Küchenbullen Teutobold zugeteilt wurden. Dadurch bleiben ihnen aktive Kampfeinsätze erspart, und wer lange kocht, lebt lange.
Am schönsten ist's doch immer wieder in der Etappe.
Ihr erster Neuerervorschlag widmet sich der "Verbesserung der Garzeitrückmeldung beim Kochen im Gelände". Sie haben die Tröte des Legionstrompeters entfremdet und den rollenden Suppenreaktor in eine Art Pfeifkessel umfunktioniert.
Dem Spieß paßt das gar nicht, er versucht das Instrument zu entfernen, verbiegt es aber nur und bekommt die heißen Abgase ins Gesicht. Das soll aber gut gegen Pickel sein. Der ätzende Brodem weckt schließlich auch den Koch aus seiner Nachtruhe.
Teutobold scheint ein großer Sprichwortverehrer zu sein, er läßt gleich ein zum Dampf passendes heraus: "Nebel am Morgen bringt Sonne am Mittag". Der Streit generiert ein schönes Wortspiel um Trompete, Posaune und Flöte. Hier wird's dem Oberbefehlshaber der Legion, dem berüchtigten General "Quasi", zu bunt. Er beendet das Geplänkel, indem er den Feldwebel standrechtlich degradiert und ihm einen Orden requiriert. Das Buntmetall wird gleich darauf von Teutobolds Elster sichergestellt.
Quasi ist völlig von der Rolle, er verwechselt einen Spaghetti-Topf mit seinem Helm. Teutobolds Kommentar: "Besser der Hut ist verrückt als der Kopf."
Leider trifft das Sprichwort auf Quasi so nicht zu.
Für heute steht ein Geländespiel auf dem Plan: "Weiß verteidigt, Blau greift an." Die "Guten" unter dem bajuwarischen Oberst Wittelsbacher sollen die "Bösen" unter Oberst Radames (in "Aida" nahmen Radames und seine Mätresse kein so gutes Ende, dieser Radames ist vermutlich eine Stiftung aus Lothar Drägers Musikbox) vom Einnehmen der Höhe 713 abhalten.
Beim Studium der Karten stellt sich heraus, daß es diese Höhe in der Gegend gar nicht gibt. Da beim Militär die Karten immer stimmen, muß eben die Gegend falsch sein.
Der Legionär Ali Akbar Ben Jussuf darf sich deshalb als Landschaftsgärtner betätigen und das Gelände umgestalten, um besagte Höhe zu errichten.
Das Baggern wird begleitet von mürrischen arabischen Sprechblasen. Er arbeitet getreu der alten Bauarbeitermaxime: "Nimm die Schaufel nicht so voll, wenn die Arbeit reichen soll!"
Damit niemand mogeln kann, wird die aufgestellte Trophäe mit Quasis Lieblingsorden, dem Etappenstern, fälschungssicher gemacht.
Bevor Quasi von dannen reitet, muß Dig den Sattelgurt schließen. Da Dig jedoch wenig Sorgfalt an den Tag legt, wird der General kurz darauf von seiner Stute Suleika abgeworfen. Das ist Futter für Teutobolds prall gefüllten Spruchbeutel: "Wenn der Reiter nichts taugt, gibt er dem Pferd die Schuld."
Als sich Quasi zu Fuß entfernt hat, plaudert der Koch aus dem Nähkästchen. Teutobold wurde ursprünglich aus Germanien importiert und hat große Sehnsucht nach daheim und außerdem: "Zwang währt nicht lang."
General Quasi heißt eigentlich Panopticus, doch beim Kommiß braucht schließlich jeder Vorgesetzte einen kurzen und aussagefähigen Spitznamen.
Unterdessen hat Oberst Radames mit dem Angriff begonnen und beschießt die Höhe mit Artillerie. Dummerweise steht dort auch das Küchenzelt.
Die Digedags und Teutobold sehen sich gezwungen, zur Verteidigung ihres Gourmet-Tempels in das Geschehen einzugreifen. Die Feldküche wird schnellstens zu einer Heißdampf-Knödelschleuder umgebaut. Da laut aktueller Essensstärkemeldung für jeden Legionär nur ein Knödel geplant war, ist die Munition bald verschossen. Ein Sack Mais erfüllt noch seinen Zweck, die Angreifer weichen zurück. Teutobold will im angrenzenden Maisfeld Nachschub pflücken, doch dort grast ein gefährlicher Bulle.
Da dieser sich belästigt fühlt, gibt Teutobold Fersengeld und kommt zu der Erkenntnis: "Die Furcht macht Beine."
Auch Quasi irrt planlos durchs Maisfeld, der Stier beginnt sich für den schönen, roten Generalsumhang zu interessieren und nimmt den Träger aufs Geweih.
Mittlerweile hat auch Teutobolds Elster den Etappenstern entdeckt und weg isser.
Um Quasi zu ärgern, schippen die Digedags jetzt vier weitere Höhen des Typs 713.
Das Chaos ist nun vorprogrammiert.
Zum Ende der verdorbenen Schlacht kommt Quasi auf dem Stier eingeritten und macht die Digedags für alle Ungemach verantwortlich. Da die Feldküche leider kein Überdruckventil besitzt, löst sie sich in ihre Einzelteile auf. Gleiches passiert der gesamten Fremdenlegion, die Söldner empfehlen sich abdankend.
Quasi erwacht im Suppenkessel, über sich den Speiseplan. Auf der Rückseite des Küchenzettels entdeckt er seine originale Generalstabskarte des verpatzten Manövers.
Quasi und sein Kessel werden gerade an einem Baum hochgezogen als die Feldpost eintrifft. Auch die Digedags haben einen Brief von Salang und Bakuku erhalten. Der Kaiser hat den Dissidenten-Zirkus geschlossen, alles beschlagnahmt und die Belegschaft des Landes verwiesen.
Digedag will retten, was zu retten ist und fährt allein mit dem Feldpostboten nach Rom zurück. Teutobold meint zum Abschied: "Dem Mutigen hilft das Glück."
Digedag glaubt fest daran, daß er Dig und Dag bald wieder einholen wird.
Noch ahnt er nicht, daß er seine Gefährten erst viele Jahre später in Persien wiedersehen wird.

General Quasi macht sich zu Fuß auf den Weg nach Rom, er brütet fürchterliche Rachegedanken aus. Die Ungnade des Kaisers scheint ihm so gut wie sicher.

 

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