
Die Digedags haben ihre wilden, revolutionären Flegeljahre nach der Ankunft
in Holland weit hinter sich gelassen. Heute folgt die Lektion
"Kolonialismus".
In Kürze werden die beiden auf Mijnheer Pepperkorn treffen.
"Mijnheer" bedeutet im Lande von Frau Antje schlicht "Herr".
Also nix besonderes, auch ein gewöhnlicher Gouda könnte so heißen.
Pepperkorn, ein Pfeffersack in des Wortes reinster Bedeutung, sitzt
in der obersten Etage seines Pagodensurrogats und observiert
chips-mümmelnd den Horizont. Seinen schon etwas verblichenen
Reichtum hat er in jüngeren Jahren auf den Molukken eingestrichen.
Nun ist der Beutel geschrumpft und Pepperkorn wartet sehnsüchtig auf
das Eintreffen seiner "Pfefferflotte", um wieder flüssiger zu
werden. Und alles, was er aus Frust in sich hineinschlingt, bezieht
er bereits auf Schuldschein. Entsprechende Reputation genießt er
auch bei seinen verschiedenen Dealern. Weiterhin mangelt es ihm an
Feingefühl. Nur, weil er neuerdings eine Pfefferallergie hat,
braucht er ja den Bäcker Broesel nicht mit dessen frisch
angeliefertem Gebäck zu bewerfen.
Der an Kopf und Ehre Getroffene rastet verständlicherweise aus. Um
Broesel wieder milde zu stimmen, verspricht ihm Pepperkorn einen
Teil seiner virtuellen Pfefferlieferung.
In dieser Stimmung betreten Dig und Dag die Szenerie. |
Obwohl sie uns im letzten Heft versprochen haben, direkt nach
Holland zu segeln, müssen wir hier zur Kenntnis nehmen, dass sie
geradewegs aus England kommen. Im Gepäck haben sie die englische
Lokomotive "Adler", die nach Nürnberg transportiert werden muss. Und
das soll ausgerechnet mit dem von Pepperkorn frühgebuchten
Frachtkahn vonstatten gehen. Derartige Nachrichten sind das blanke
Gift für den gepfefferten Choleriker. Wütend springt er in sein
Straußencabrio und kutschiert zu van Hees, dem ungetreuen Schiffer.
Pepperkorns Schimpftirade erfährt eine jähe Wendung, als ihm
Bratenduft in den Riecher sickert. Prompt wird er von van Hees zum
Mittagessen eingeladen. Die Wut löst sich auf, man findet sogar
einen Kompromiss. Und da sich Pepperkorn auch nicht lumpen lassen
will, lädt er den Schiffer van Hees, den Schlepperkäpt'n Roentgen
und den Lokführer Wilson samt Digedags zum Kolonialvereinstreffen
ein, dessen Gastgeber er diesmal ist.
Natürlich Gastgeber auf Pump, wie üblich.
Im Gebüsch lauern jedoch schon seine Lieferanten und Gläubiger. Die
Veranstaltung ist bunt wie ein Berliner Tuntenball, alle
Kolonialisten kommen in den einschlägigen Landestrachten, begleitet
von Proben aus der kolonialen Fauna.
Dig und Dag wollten wieder ganz originell sein und haben sich
unvorteilhafterweise als Siamesen kostümiert. Sie konnten ja nicht
wissen, dass diese in der Rangfolge der Klassengesellschaft ziemlich
weit hinten angesiedelt sind. Ihr Ärger darüber lässt ihre Loyalität
gegen den Gastgeber schwinden.
Im Auftrag der geprellten Lieferanten sollen sie den Panther aus dem
Pfefferland außer Gefecht setzen, denn mit dem Tierchen hat
Pepperkorn seinen Lieferwünschen immer Nachdruck verleihen können.
Es zeigt sich aber, dass der Respekt keineswegs gerechtfertigt war.
Die zahnlose Katze ist ein ganz verträglicher Zeitgenosse, wenn man
seine Gebrechen kennt. |
Auf der
Suche nach Süßigkeiten veranstaltet der Panther großes Chaos unter den
munter tafelnden Gästen. Dieses Durcheinander nutzen Käse-Maik,
Wurst-Rudi und Konsorten, um Pepperkorn das Messer auf die Brust zu
setzen. Das ist natürlich etwas peinlich, denn nun erfahren die
Kolonisatoren, dass beim Pfeffersack Ebbe in der Geldkatze ist.
Rettung in letzter Sekunde bringt ein Bote. Die "Surabaya",
Pepperkorns erstes Pfefferschiff ist im Hafen eingelaufen. Stracks
verpfändet er die Ladung an seine Gläubiger.
Nun darf Palawong, der PSM (persönlicher siamesischer Mitarbeiter), in
einem Lied den Werdegang seines Massa zum besten geben. Gerade hat
Palawong seine Klampfe wieder eingepackt, da bricht ein Hagel von
allerlei molukkischem Unrat durch die Fenster. Lauter gute Sachen, die
die Händler im Frachtraum vorgefunden haben. Als persönliche Gabe
bekommt Pepperkorn von Broesel ein pralles Päckchen ans Haupt
geworfen. Da ist aber wirklich das ersehnte Gewürz drin.
Pepperkorn ist nun nicht mehr gesellschaftsfähig, er wird
standrechtlich aus der geliebten Kolonialpartei ausgeschlossen. Von
Kapitän Druppenschlock erfährt man, dass es in den Kolonien böse
aussieht und nichts Gutes mehr zu erwarten ist. Palawong lässt seinen
Dienstherrn schnöde im Stich und heuert bei Tropfenschluck als Smutje
an. Die Digedags kehren den verstreuten Pfeffer wieder sorgfältig
zusammen und überreden Pepperkorn zur Existenzgründung in Sachen
Pfefferkuchen. Schließlich soll die Reise ja nach Nürnberg gehen.
Unterwegs kaufen die Digedags bei einem Müller noch einen Sack
seltsames weißes Pulver. Und Frau Schifferin van Hees stellt daraus
erstklassige Lebkuchen her. Das Geheimrezept bekommt Pepperkorn als
Draufgabe.
Nun steht den großen Geschäften in der Stadt der Pfefferkuchen nichts
mehr im Wege.
Rückseite:
Knistermeckelfingen aus der Sicht Spitzwegs. |
|