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77 Schmugglerjagd in Knistermeckelfingen April 1963


Der Rhein, der deutscheste aller Flüsse, hat seine Schuldigkeit getan. Nun muss die Lokomotive "Adler" auf dem Landweg weiter bugsiert werden.
In Köln angekommen, streitet sich Wilson mit Mijnheer Pepperkorn über die weitere Mitfahrt des nervigen Genossen. Die Digedags nutzen das für einen kleinen Stadtbummel. Und weil sie stets hilfsbereit sind, mischen sie sich sogleich in Kölsche innere Angelegenheiten ein. Für einen Apotheker in Liebesnöten überbringen sie einen Brief an die Angebetete. Doch Adele weiß die Dreingabe eines Pepperkornschen Lebkuchens nicht zu würdigen. Die Gassen von Köln hallen von ihren Geschrei wider. Irgendwas muss faul sein an der Rezeptur. Diese Schmach veranlasst den Apotheker zu einem Racheakt an den Frevlern seines Liebchens. Mit einer Klistierspritze verschießt er die eigens gemixte Biowaffe, trifft aber nur einen unbeteiligten Stadtsoldaten. Das bedeutet Arrest für den Alchimisten. Wilson hat die Digedags endlich aufgespürt, die beiden geben sich scheinheilig. Pepperkorn ist auch abgängig, das bedauern aber nur die Digedags.
So brechen sie auf in Richtung Nürnberg. Ein paar Tage danach steht man vor den Toren des Freistaats Knistermeckelfingen.
Die spezifische Zollgesetzgebung des Fürstentums zieht drastische Maßnahmen nach sich.
Bei der peinlichen Inspektion der Lokomotive werden aus den Tiefen der Eingeweide zuerst Unmengen Pfefferkuchen abgebaut, später erscheint deren Eigentümer. Das gibt Stress. Der Mijnheer wird als Schmuggler verhaftet, Wilson droht die komplette Demontage des "Adler". Zolloberinventarschreiber Käsebier kommt die streng dienstliche Verkostung der Konterbande teuer zu stehen. Die Pfefferkuchen fallen in die Rubrik Sondermüll. Für Pepperkorn wendet sich das Blatt jedoch zum Guten, der Fürst von Knistermeckelfingen ist sein alter Spezi Heinrich Schmitz aus Rüdesheim. Beide haben früher als Wein-Drücker die deutschen Lande unsicher gemacht. Der jetzige Fürst Heinrich der Durstige von Knistermeckelfingen lädt Freund Pepperkorn zu einer gemeinsamen Ziehung im tiefen Weinkeller ein und schenkt ihm obendrein ein Fass Traubendiesel - mit der Garantie auf den Weitertransport in Wilsons Karawane.
Tage später werden die Reisenden von einer Winzergesellschaft zum Mittrinken animiert. Wilson übereignet den fröhlichen Zechern das fürstliche Fass. Über den Verlust seiner Nierensteiner Dröhnung ist Pepperkorn stinkesauer und so ersäuft er seinen Frust mit mehreren Rohren Stöpselbacher Katzenbuckel. Während seiner geistigen Abwesenheit gewinnt er in der Winzer-Tombola einen erstklassiges Reittier. Nun kann die Reise auf dem Rücken des geschenkten Gauls weitergehen. Als sie den Petersiliensteiner Tann durchqueren, fällt ein Schuss. Ross und Reiter gehen miteinander durch. Aus der Gegenrichtung kommt ein ähnliches Pärchen galoppiert. Eine vornehm gekleidete Schabracke ruft um Hilfe. Pepperkorns Pferd bockt, im Fluge erwischt er den Zügel der Unfallpartnerin und beendet kraft seiner Masse die wilde Jagd. Nachdem er die Holde wiederbelebt hat, wird ihm sofort aus Dankbarkeit ein Heiratsantrag gemacht.
Eigentlich passen die beiden Grazien gut zusammen. Doch der herzögliche Vorstand ist dagegen, einen Höker als Schwiegersohn abzufassen. Prinzesschen fällt darob erneut in Ohnmacht. Pepperkorn ist schnell besänftigt, er soll für die Rettung der hoffnungsvollen Adelgunde einen Sack Gold erhalten.
Im Wartezimmer erscheinen zwei Diener mit einem großen und einem kleinen Sack. Klar, dass Pepperkorn unbedingt den großen will. Der Bauer kriegt den kleinen und ist enttäuscht.
Als Pepperkorn auf die Digedags trifft, gibt er den Neureichen. Aber aus seinem großen Sack rieselt leise der Weizen. Ein Insistieren beim Petersiliensteiner wird im Keim erstickt. Nun bettelt er wieder bei Wilson, ihn doch auf die weitere Reise mitzunehmen.
So erreicht die Gruppe ohne weitere Zwischenfälle Nürnberg, wo alsbald die Jungfernfahrt der ersten deutschen Eisenbahn vonstatten gehen kann. Im Rahmen der Einweihungsfestlichkeiten versucht auch Mijnheer Pepperkorn, seine weitgereisten Pfefferkuchen ans Volk zu bringen.
Leider rufen die Dinger die gleichen Abstoßungsreaktionen hervor, die man schon beim Zöllner Käsebier beobachten konnte. Selbst eine Rezeptur- und Design-Änderung erhöht die Verkaufs-Chancen nicht. Die selbstkritische Erkenntnis Pepperkorns, eine Schießbudenfigur zu sein, erzeugt bei den Digedags eine hervorragende Idee.
Denn als Zielscheibe ist das Backwerk allemal geeignet.
So wird Pepperkorn Schausteller und kann erwartungsvoll in die wirtschaftliche Zukunft blicken.
 

Im Heft wird schonungslos mit der deutschen Kleinstaaterei abgerechnet, heute nennt man ähnliche Gegebenheiten vornehm "Föderalismus" und ist noch stolz.
Obwohl der antifaschistische Schutzwall schon längst errichtet ist, entführt uns die Geschichte auf das Gebiet der feindlichen, imperialistischen BRD. So nicht, Genossen!

 

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