
Nachdem die Digedags kürzlich einen bemerkenswerten Beitrag zur Installation der
ersten deutschen Eisenbahn geleistet haben, zieht es die rastlosen
Buben wieder auf Wanderschaft.
Es müsste so gegen 1836 sein, als Dig und Dag in Prag eintreffen.
Mit besten Referenzen von James Watt bewerben sie sich in der
Werkstatt der Gebrüder Bošek. Zum Eingewöhnen ins böhmische
Mechanikergewerbe sollen die Digedags erst einmal die Prager
Rathausuhr warten. Objektiv keine leichte Aufgabe, denn dieses Horologium ist schon einigermaßen anspruchsvoll. Der
Facility Manager des Rathauses gibt ihnen die nötige Einweisung respektive
diverse Hintergrundinfos zur Prager Unterwelt. Seine gut gemeinten Warnungen vor
bösen Geistern tun die aufgeklärten Digedags hochmütig ab. Auch
Doktor Faust flößt ihnen keinerlei Respekt ein. Aber Digs Fehltritt
auf einen Sperrhebel des Werkes löst das größte Inferno der Uhrmacherzunft aus.
Die Mechanik besinnt sich auf ihre Eigenheiten und fährt mit den Digedags Fahrstuhl und Karussell
zugleich.
Als der Ratsdiener endlich die Notbremse ziehen kann, sind Dig und
Dag schon kurz vor dem Stadium Hackepeter. In Unehren werden sie
entlassen, mit der gestrengen Ermahnung, sich künftig vor Geistern
in Acht zu nehmen. Kleinlaut treten die beiden wieder bei den Bošeks auf
die Matte.
In Auswertung ihrer Probezeit können sie nur noch mit niederen
Aufgaben betrauet werden, etwa mit dem Aufräumen der Werkstatt. Ein steiler
Absturz für die besten Mechaniküsse Europas. |
Der Frust beim Auskehren der Werkstatt ist groß - jetzt müsste man doch Doktor
Fausts Golem haben. Aber leider wurde dieses Subjekt ja von den Digedags unter
Ulk verbucht.
Nach Feierabend machen sie sich trotzdem auf den Weg zu Doktor
Fausts ehemaligem Anwesen. Vielleicht gelingt es ihnen, die Bauanleitung für den
Golem im alten Gemäuer doch noch finden. Allerlei seltsames Gesinde
strömt im geschichtsträchtigen Bauwerk zusammen. Von einer alten Galerie
aus könnten die Digedags das okkulte Geschehen verfolgen.
Ist ja
ganz interessant, aber die Suche nach dem Zauberbuch geht vor. In
einem weiteren Raum finden sie merkwürdige Bedienelemente mit
seltsamen Beschriftungen. Ihr Spieltrieb siegt natürlich wieder. Und sie beginnen,
nach Herzenslust die Strippen zu ziehen. Im großen Saal versucht der
Vorsitzende des Vereins Prager Geisterfreunde, Verbindung zu
Doktor Faust zu bekommen. Tatsächlich erscheint eine Figur aus dem
Nichts, es ist aber nur Napoleon. Als bei weiteren Versuchen
nochmals zwei Nieten gezogen werden, macht sich der Oberbeschwörer
auf den Weg in die Regiezentrale.
Sein Operator sitzt allerdings
sturztrunken auf der Treppe. Das Beste aus 20 kg Pflaumen hat ihn
sanft hinüberdämmern lassen. Im Oberstübchen ertappt der Große
Vorsitzende die Digedags bei ihrem Vergnügen. Da bleibt den Beiden nur
die Flucht über Prags Dachlandschaft. Ihr Verfolger gibt auf; aber
nicht, ohne Dag noch eine alte Schwarte ins Kreuz zu brettern.
Welch Zufall, es ist Faustens Zauberbuch. Die Digedags studieren
aufs Genaueste das Rezept für die Herstellung eines Golems.
Allerdings ist es ihnen unmöglich, bei Nacht mit verbundenen Augen
und ohne Worte aus einem fünfeckigen Loch den Rohstoff abzubauen.
Lehm bleibt schließlich Lehm.
In der Werkstatt rühren sie ihre Pampe
an, was die Bošeks wenig amüsant finden. In hohem Bogen werden sie
der Lokalität verwiesen. Auf dem Hof entdecken die Digedags aber
verschiedene Dampfmaschinenteile, die ihnen wieder Mut machen.
Und bald haben sie den ersten kohlebefeuerten Golem erschaffen,
allerdings mit äußerst dürftiger Zeozwei-Bilanz. Der Beginn von Global
Warming. |
Da werden
sie allerhand Emissions-Zertifikate kaufen müssen. Ein
verständnisloser Gendarm befiehlt ihnen, das Gerät aufgrund der Prager
Dampfgolem-Verordnung und wegen Erregung von öffentlichen Ärgernissen
unverzüglich außer Betrieb zu setzen. Die Digedags sind bitter enttäuscht.
Allerdings interessiert sich doch noch jemand für die Erfindung des
Jahrhunderts. Der Golem soll zwei Halunken bei ihrem nächtlichen
Raubzug assistieren. Opfer ist der Goldschmied Pokorny. Am nächsten
Morgen bekommen die Digedags Besuch von der Gendarmerie. Sie werden
vom Frühstück weg verhaftet und eingebuchtet. Aber schon in der nächsten
Nacht werfen Menschenfreunde eine Feile in ihre Zelle. Damit können sie
ihre metallbearbeiterischen Fertigkeiten unter Beweis stellen. Nach
erfolgreiher Flucht bitten Joseph
und Poldi, die beiden Schrecken der Prager Geschäftswelt, die Digedags um Hilfe.
Ihr Golem ist durch Fehlbedienung leider etwas
reparaturbedürftig geworden, aber für zwei tüchtige Mechaniker kein
Problem. Dig und Dag programmieren ihre Erfindung speziell auf die
Halunkenbekämpfung. Diesmal geht's zum Antiquitätenhändler Czibulka.
Der Golem macht seine Sache gut, er faltet die beiden Einbrecher
ordentlich zusammen und pfeift dann nach den Gendarmen. Endlich sind Dig
und Dag rehabilitiert. Ihr eisernes Manndl kommt allerdings ins
Kriminalmuseum.
Vor der Werkstatt der Bošeks ist eine Anti-Golem-Demo im Gange.
Drinnen rumort es gewaltig. Bald geht das Tor auf und der alte
Dampfwagen fährt hervor. Die Prager suchen entsetzt das Weite. Sie
sind noch nicht reif für die neue Technik. Die Digedags legen ihren
Sonntagsstaat an und dürfen mit über die Karlsbrücke rumpeln.
Auch
dieses Gefährt hat die grüne Feinstaubplakette stark verfehlt.
Schönes Stimmungsbild auf der letzten Doppelseite.
Am 7. September 1836 fand in Prag die letzte Krönung eines
böhmischen Königs statt - Ferdinand V. von Habsburg bekam
die Zacken aufs Haupt gedrückt.
310 Jahre früher, am 23. Oktober 1526, wurde Ferdinand I. von
Habsburg zum böhmischen König gemacht. |
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