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78 Der Golem ist wieder los Mai 1963


Nachdem die Digedags kürzlich einen bemerkenswerten Beitrag zur Installation der ersten deutschen Eisenbahn geleistet haben, zieht es die rastlosen Buben wieder auf Wanderschaft.

Es müsste so gegen 1836 sein, als Dig und Dag in Prag eintreffen.
Mit besten Referenzen von James Watt bewerben sie sich in der Werkstatt der Gebrüder Bošek. Zum Eingewöhnen ins böhmische Mechanikergewerbe sollen die Digedags erst einmal die Prager Rathausuhr warten. Objektiv keine leichte Aufgabe, denn dieses Horologium ist schon einigermaßen anspruchsvoll. Der Facility Manager des Rathauses gibt ihnen die nötige Einweisung respektive diverse Hintergrundinfos zur Prager Unterwelt. Seine gut gemeinten Warnungen vor bösen Geistern tun die aufgeklärten Digedags hochmütig ab. Auch Doktor Faust flößt ihnen keinerlei Respekt ein. Aber Digs Fehltritt auf einen Sperrhebel des Werkes löst das größte Inferno der Uhrmacherzunft aus. Die Mechanik besinnt sich auf ihre Eigenheiten und fährt mit den Digedags Fahrstuhl und Karussell zugleich.
Als der Ratsdiener endlich die Notbremse ziehen kann, sind Dig und Dag schon kurz vor dem Stadium Hackepeter. In Unehren werden sie entlassen, mit der gestrengen Ermahnung, sich künftig vor Geistern in Acht zu nehmen. Kleinlaut treten die beiden wieder bei den Bošeks auf die Matte.
In Auswertung ihrer Probezeit können sie nur noch mit niederen Aufgaben betrauet werden, etwa mit dem Aufräumen der Werkstatt. Ein steiler Absturz für die besten Mechaniküsse Europas.
Der Frust beim Auskehren der Werkstatt ist groß - jetzt müsste man doch Doktor Fausts Golem haben. Aber leider wurde dieses Subjekt ja von den Digedags unter Ulk verbucht.
Nach Feierabend machen sie sich trotzdem auf den Weg zu Doktor Fausts ehemaligem Anwesen. Vielleicht gelingt es ihnen, die Bauanleitung für den Golem im alten Gemäuer doch noch finden. Allerlei seltsames Gesinde strömt im geschichtsträchtigen Bauwerk zusammen. Von einer alten Galerie aus könnten die Digedags das okkulte Geschehen verfolgen.
Ist ja ganz interessant, aber die Suche nach dem Zauberbuch geht vor. In einem weiteren Raum finden sie merkwürdige Bedienelemente mit seltsamen Beschriftungen. Ihr Spieltrieb siegt natürlich wieder. Und sie beginnen, nach Herzenslust die Strippen zu ziehen. Im großen Saal versucht der Vorsitzende des Vereins Prager Geisterfreunde, Verbindung zu Doktor Faust zu bekommen. Tatsächlich erscheint eine Figur aus dem Nichts, es ist aber nur Napoleon. Als bei weiteren Versuchen nochmals zwei Nieten gezogen werden, macht sich der Oberbeschwörer auf den Weg in die Regiezentrale.
Sein Operator sitzt allerdings sturztrunken auf der Treppe. Das Beste aus 20 kg Pflaumen hat ihn sanft hinüberdämmern lassen. Im Oberstübchen ertappt der Große Vorsitzende die Digedags bei ihrem Vergnügen. Da bleibt den Beiden nur die Flucht über Prags Dachlandschaft. Ihr Verfolger gibt auf; aber nicht, ohne Dag noch eine alte Schwarte ins Kreuz zu brettern. Welch Zufall, es ist Faustens Zauberbuch. Die Digedags studieren aufs Genaueste das Rezept für die Herstellung eines Golems. Allerdings ist es ihnen unmöglich, bei Nacht mit verbundenen Augen und ohne Worte aus einem fünfeckigen Loch den Rohstoff abzubauen. Lehm bleibt schließlich Lehm.
In der Werkstatt rühren sie ihre Pampe an, was die Bošeks wenig amüsant finden. In hohem Bogen werden sie der Lokalität verwiesen. Auf dem Hof entdecken die Digedags aber verschiedene Dampfmaschinenteile, die ihnen wieder Mut machen.
Und bald haben sie den ersten kohlebefeuerten Golem erschaffen, allerdings mit äußerst dürftiger Zeozwei-Bilanz. Der Beginn von Global Warming.
Da werden sie allerhand Emissions-Zertifikate kaufen müssen. Ein verständnisloser Gendarm befiehlt ihnen, das Gerät aufgrund der Prager Dampfgolem-Verordnung und wegen Erregung von öffentlichen Ärgernissen unverzüglich außer Betrieb zu setzen. Die Digedags sind bitter enttäuscht.
Allerdings interessiert sich doch noch jemand für die Erfindung des Jahrhunderts. Der Golem soll zwei Halunken bei ihrem nächtlichen Raubzug assistieren. Opfer ist der Goldschmied Pokorny. Am nächsten Morgen bekommen die Digedags Besuch von der Gendarmerie. Sie werden vom Frühstück weg verhaftet und eingebuchtet. Aber schon in der nächsten Nacht werfen Menschenfreunde eine Feile in ihre Zelle. Damit können sie ihre metallbearbeiterischen Fertigkeiten unter Beweis stellen. Nach erfolgreiher Flucht bitten Joseph und Poldi, die beiden Schrecken der Prager Geschäftswelt, die Digedags um Hilfe. Ihr Golem ist durch Fehlbedienung leider etwas reparaturbedürftig geworden, aber für zwei tüchtige Mechaniker kein Problem. Dig und Dag programmieren ihre Erfindung speziell auf die Halunkenbekämpfung. Diesmal geht's zum Antiquitätenhändler Czibulka. Der Golem macht seine Sache gut, er faltet die beiden Einbrecher ordentlich zusammen und pfeift dann nach den Gendarmen. Endlich sind Dig und Dag rehabilitiert. Ihr eisernes Manndl kommt allerdings ins Kriminalmuseum.

Vor der Werkstatt der Bošeks ist eine Anti-Golem-Demo im Gange. Drinnen rumort es gewaltig. Bald geht das Tor auf und der alte Dampfwagen fährt hervor. Die Prager suchen entsetzt das Weite. Sie sind noch nicht reif für die neue Technik. Die Digedags legen ihren Sonntagsstaat an und dürfen mit über die Karlsbrücke rumpeln.
Auch dieses Gefährt hat die grüne Feinstaubplakette stark verfehlt.
 

Schönes Stimmungsbild auf der letzten Doppelseite.

Am 7. September 1836 fand in Prag die letzte Krönung eines böhmischen Königs statt -  Ferdinand V. von Habsburg bekam die Zacken aufs Haupt gedrückt. 310 Jahre früher, am 23. Oktober 1526, wurde Ferdinand I. von Habsburg zum böhmischen König gemacht.

 

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