
In Preußen ging es schon immer penibel und korrekt zu, besonders
beim Fiskus.
Das müssen auch die Digedags und zwei Lokomotiv-Schwertransporte
schmerzlich zur Kenntnis nehmen. Am Potsdamer Tor ist gerade eine
behördliche Hammelzählung im Gange. Eine englische
Stephenson-Lokomotive für die neue Strecke Berlin-Jüterbog und eine
amerikanische Norris-Lokomotive der Strecke Berlin-Potsdam warten
auf freie Fahrt.
Nachdem die Digedags beim Schäfer die genaue Hammelanzahl erfragt
haben, wetten sie mit Mr. Thompson, dem englischen
Lokomotivvertreter. Durch ihr Insiderwissen hat der Gegenpart
natürlich keine Chance. Aber da ein echter Engländer auch ein
gnadenloser Zocker ist, wird noch eine Wette nachgeschoben: die
Qualität von Borsigs Lokomotive gegen die von Stephensons. Sehr
mutig von Dig und Dag, so ganz ohne nähere Kennung. Um sich im
Nachhinein von den Vorzügen deutscher Wertarbeit überzeugen zu
können, trachten sie nach einer Betriebsführung in Borsigs
Lokomotivschmiede. Aus Geheimhaltungsgründen werden sie jedoch vom
Pförtner abgewiesen. |
Da bleibt nur das illegale Betreten der Anlagen. Als Trojanisches
Pferd
nutzen die beiden einen zu montierenden Schornstein. In der Schmiede
wird ihnen Angst und Bange, die beiden Grobschmiede Willi und Fritze
klopfen munter drauflos und tackern die Röhre sauber auf den Kessel.
Aber das Schlimmste kommt noch, die Feuertaufe. Nachdem Dig und Dag
an den Risiken und Nebenwirkungen der Lok fast eingegangen sind,
krauchen sie krächzend aus dem teuflischen Schlot. Sie erregen
furchtbares Mitleid und es gelingt ihnen sogar, sich nebenbei vom
Spionagevorwurf rein zu waschen. Was ihren Gesichtern auch nicht
abträglich wäre.
Anderntags treffen sie wieder auf Mr. Thompson. Ein Zusammenstoß mit
dem vorlauten Berliner Original Nante ist die Basis für eine weitere
Wette. Die Digedags versprechen, eine echte Berliner Marktfrau
sprachlos zu machen. Eine sichere Sache für Thompson - sollte man
meinen. Doch mit einem Taschenspielertrick und einer Tüte
Hühnereiern gibt die gute Frau sogar offen zu: "Nu bin ick aba
wirklich sprachlos!" Nicht für lange, doch zum Gewinn der Wette reichts
allemal.
In der Konditorei Kranzler treffen die Digedags erneut auf Mr.
Thompson. Irgendwie ist der Mann nicht abzuschütteln und Berlin war
ja damals noch klein. Unter den Linden wird soeben parademäßig
Borsigs erste selbst gebaute Lokomotive vorbeigezogen. Eine
neuerliche Wette scheint unausbleiblich. Nun wird gestritten, welche
Maschine wohl die schnellere wäre. Zur Lösung des Problems soll
zwischen Berlin und Jüterbog ein Rennen der Giganten stattfinden.
Borsig muss zwar noch gefragt werden, aber er ist schnell
einverstanden. Ein wenig Werbung ist schließlich gut fürs Geschäft. |
Am
nächsten Tag soll die Rallye starten. Borsig darf als
Herausgeforderter zehn Minuten vor der Stephenson-Lokomotive in die
Spur gehen. Die Digedags wollen gern im Führerstand mitfahren, aber
Borsig ist dagegen. Er schiebt Sicherheitsbedenken vor. So leicht
lassen sich die Digedags nicht abschütteln. Erst während der Fahrt
trauen sich die zwei aus der Deckung. Ist auch bitter nötig. Denn bei
der Streckenplanung haben die Naturschützer voll versagt. Wie kann man
nur eine Bahnstrecke bauen, die mitten durchs Revier eines
Wildbienenschwarms führt. Den Digedags gelingt es, die aggressiven
Insekten von der Lokbesatzung fernzuhalten. Gleich darauf muss eine
Rinderherde verblasen werden. Mit heißem Dampf geht das hervorragend.
Borsig büßt zwar ein Stück Frack an den Hütehund ein, sonst läuft die
Fahrt aber weiterhin gut. Der größte Hinterhalt lauert in Form einer
Feuerwehrbrigade, die dem neumodischen Teufelszeug auf ihre Art
beikommen will. Das Spritzen in den Schornstein können Dig und Dag
auch noch verhindern. Dann ist es geschafft, Jüterbog ist erreicht.
Nun vergehen bange 10 Minuten, aber die Verfolger sind noch nicht in
Sicht. Erst nach einer halben Stunde trifft die Thompson-Crew ein,
gekennzeichnet mit den einschlägigen Indizien der drei Prüfungen.
Thompson, ganz Sportsmann, gratuliert Borsig zum Sieg und zahlt den
Digedags ihren Wettgewinn aus. Die Digedags wollen das Geld natürlich
unter den Armen verteilen. Unter dem rechten und dem linken Arm.
Die Doppelseite ist ein herrliches Sittengemälde, zum Glück
nicht von Sitte.
Berlin war im Jahr 1837 zwar noch nicht besonders sexy, aber
immerhin auch nicht arm. |
|