
Wien 1842 - keine rosigen Zeiten für Österreich, um Preußen die
letzten Geheimnisse zu entlocken. Als besonders hartnäckig erweist
sich dabei die Festung Magdeburg. Oberst Meinrath, dem Chef des
Geheimdienstes, sind die Einfälle ausgegangen. Feldmarschall Radetzky
setzt ihm ein Ultimatum. Aber es gibt kurzen Aufschub, denn Radetzky hat
gerade das 60-jährige Dienstjubiläum. Für seine
76 Jahre macht er noch einen recht schneidigen Eindruck.
Johann Strauß Vater hat
eigens dem Jubilar zu Ehren den gleichnamigen Marsch kreiert.
Als der Tambourschlumpf in totaler Verzückung einen Kronleuchter
zerbröselt, bekommt Meinrath eine Eingebung. Daraus resultiert eine
Dienstfahrt über Sachsen ins feindliche Preußenland. Die Reise ist
so geheim, dass er Einzelheiten lediglich seinen beiden Enkeln anvertraut,
die vermutlich hohe Sicherheitsstufen besitzen. Die beiden kleinen
Insider bedauern ihn, denn in Preußen wird er sicher auf seinen
alten Kontrahenten, den Major von Treskow treffen.
Die Steinbaukästen der Buben legen sein erstes
Reiseziel fest - die Firma Bruch in Bad Schandau.
Zufälligerweise arbeiten Dig und Dag für Eusebius Bruch als
"fähigste Assistenten" an der naturgetreuen Miniaturisierung
eindrucksvoller Bauwerke.
Für einen Großauftrag über 50 vollständige Serien deutscher Burgen (Meinrath
scheint über ein erkleckliches Spesenkonto zu verfügen), beauftragt
Bruch die Digedags mit der Beschaffung der Baupläne für die Festung
Magdeburg.
Dig und Dag werden hier ohne ihr Wissen von Meinrath indirekt als
IMs rekrutiert. Das muss man ihnen später zugute halten. |
Die Digedags reisen sofort nach Magdeburg, wo sie ein freundlicher
Fischer zur Zitadelle paddelt.
Das preußische Militärgeheimnis wird von einem sehr standhaften
Wachposten gesichert.
Ein kostenloses fotografisches Konterfei fürs Fräulein Braut lässt
ihn butterweich werden. Dafür sollen die Digedags nachts nach
Herzenslust durch die Zitadelle spuken dürfen. Um die
Verwacklungsgefahr zu bannen, wird der Wächter festgetackert.
Festungskommandant von Treskow verkennt das als zackige Haltung und
befördert den Schützen Meier sofort zum Gefreiten.
Als die Digedags sich später beim Drogenhändler die nötigen
Photochemikalien beschaffen, werden sie gebeten, einem in der
Festung einsitzenden gewissen Siemens ein Päckchen zu übergeben. Am
Abend karrt sie der Fischer erneut über die Elbe. Gefreiter Meier
ist begeistert von seinem Bildnis und dient sich den Digedags als
kundiger Führer an. Zuerst wird Siemens beliefert. Der hat seine
Zelle in ein regelrechtes Labor verwandelt und macht
galvanisatorische Experimente. Zur Demonstration wird schnell ein
billiger Löffel vergoldet.
Nun gehen Dig und Dag ihrer konspirativen Tätigkeit nach.
Als sie am nächsten Tag wieder erscheinen, um ihre Restarbeiten zu
erledigen, gibt Meier wieder den strammen Max. Sehr lange hat die
Dankbarkeit für die Photographie also nicht angehalten. Erst, als
sie Meiers Taschenzwiebel von Siemens einwandfrei vergolden lassen,
erweicht sich der Gefreite wieder. Nun wird der Rest der Vermessung
spielend bewältigt.
In ihrer von Meinrath finanzierten Absteige, dem Gasthof "Zur
Zitadelle", bauen sie nach den Plänen mit scheinbar genormten
Bausteinen die Zitadelle als Muster auf. Ihr akademischer Ehrgeiz
gebietet ihnen aber, nun noch einmal das Original zwecks
vergleichender Anatomie von oben zu betrachten.
Als sie auf der Spitze des Doms stehen und vom "man müsste doch
fliegen
können" schwadronieren, bietet ihnen der natürlich buckelige
Klischeeglöckner ein eigens konstruiertes Fluggerät an. Die Digedags
sind selbstredend für derartig exploratorische Aufgaben immer zu haben.
Schnell noch die Kamera an die Flügel geschraubt und sich kraftvoll
von der Brüstung abgestoßen. |
Dass das
Gerät vom ängstlichen Erfinder noch nie ausprobiert wurde, braucht sie
ja nicht zu interessieren.
Zwar gleitet das Monstrum schnell zu Tale, lässt sich aber nicht
lenken. So schweben Dig und Dag etwas unsanft auf dem Festungshof ein.
Dabei vermurksen sie Treskow den Appell, bei dem gerade Siemens
begnadigt wird. Sodom und Jomorrha lassen jrüßen.
Die Digedags werden als potentielle Spione verhaftet. Als dann Treskow
noch die von Meinrath ausgestellte Verpflichtungserklärung und die
Festungspläne findet, ist alles klar. Dig und Dag müssen einsitzen.
Doch der Gefreite Meier lässt die Zellentür offen und bei der
Ortskenntnis der Digedags ist ihre Flucht natürlich ein Kinderspiel.
Im Gasthof ist unterdessen Oberst Meinrath wie verabredet
eingetroffen, um die Pläne in Empfang zu nehmen. Des Wirts
hoffnungsvolle Söhne haben aus der langweiligen Nachbildung der
Zitadelle ein paar phantasievolle Bauwerke geschaffen.
Die Digedags kippen beim Anblick der Komposition aus allen Latschen.
Sie werden von Meinrath beruhigt, sie hätten ja noch die Pläne.
Jetzt ist es an Meinrath, die Contenance zu verlieren. Er sieht aus
wie seine eigene Migräne.
Alles vergeigt, aber Przemysl soll im Sommer auch sehr schön sein.
Zu Hause in Wien stauen sich derweil die Fuhrwerke an Meinraths Haus. Es
sind die 50 Serien deutscher Burgen, die wenigstens seinen Enkeln
großen Spaß machen. Meinrath hat fertig.
Die Hefte 83-88 könnte man auch als Spionage- oder
Geheimdienst-Serie bezeichnen, hier streiten Österreich und
Preußen um Bestleistungen beim gegenseitigen Ausspionieren.
Glücklicherweise ist es dem Fabrikanten Bruch nicht gelungen,
den Lilienstein zu erwerben und abzutragen.
Die Brüder Lilienthal waren nicht nur kühne Bruchpiloten, sie
erfanden 1875 auch ein Rezept zur Produktion von Bausteinen auf
der Basis von Quarzsand, Kalk und Leinölfirnis.
1880 wurden auf dieser Grundlage "Richters Anker-Steinbaukästen"
in Rudolstadt fabriziert. Das System der Anker-Steinbaukästen
wurde weltweit vertrieben. |
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