
Vor Runkel und den Digedags liegt die letzte Etappe der Entführung
nach Genua, dieses Mal auf dem Landweg. Da auch Spione einmal Hunger
haben, steuern sie ein Wirtshaus an. Immerhin sind die Kidnapper
nobel genug, auch ihren Opfern ein ordentliches Mahl zukommen zu
lassen. Sie sind allerdings nicht die einzigen Gäste. Auch eine aus
der Fremde zurückkehrende genuesische Gesandtschaft tafelt am
Nebentisch. Dig und Dag erlauschen, dass die Gesandten in ihrer
Aufgabe nicht sehr erfolgreich waren. Sie konnten keinen
potenziellen Würdenträger überzeugen, sich als Podesta von Genua zu
bewerben. Die beiden aufgeweckten Knappen wittern Morgenluft und
bieten sofort ihr Runkelchen als Podesta-Azubi an. Das Vorrecht der
Spione zählt gegen die Staatsräson nicht, der Ritter geht samt
Anhang in den Besitz der Gesandtschaft über.
Der Einzug in Genua ist noch ganz passabel, aber dann betrinkt sich
Runkel am Begrüßungsschluck nach Strich und Faden. Das macht auf das
Auditorium sicherlich keinen guten Eindruck.
Die folgende Dankesrede kommt entsprechend konfus rüber. |
Nun tauchen auch noch die Spione auf und klären die genuesische
Treuhand über den Ritter und die Modalitäten der Entführung auf. Die
Capitane sind zwar angesäuert, aber sie können in der prekären
Situation nicht auf den Ritter verzichten, Brot und Spiele fürs Volk
fordern diesen Tribut. Außerdem kann man den Franken schließlich
auch nachher loswerden.
Den Digedags ist die Sache nicht geheuer. Als sie sich verdrücken
wollen, werden sie von den Spionen verfolgt. Ihr Einfallsreichtum
verschafft ihnen den nötigen Vorsprung. Der Dreikampf über Bänke und
Treppengeländer sowie im Korbrennen wird souverän von ihnen
entschieden. Mit geheizten Kufen, wie schon die Bobfahrer bei den
Winterspielen in Innsbruck im gleichen Jahr, brettern sie die engen
Gassen Genuas hinunter - einen brenzligen Schweif verbrannten Korbes
hinter sich herziehend. Eine Bretterwand bremst jäh ihre rasende
Fahrt.
Die beiden Crash-Test-Dummies landen auf der anderen Seite der
Absperrung.
Mitten in einer Stierkampfarena. Dig und Dag werden auch gleich zum
Ärgernis des friedlich vor sich hindümpelnden Stieres Orlando ®.
Aber ihrer Tierliebe wegen und weil die Digedags nicht nachtragend
sind, versöhnen sie sich mit dem großen Schwarzen mit den roten
Augen. Ein Stierkämpfer ist von den Dressurleistungen der beiden
beeindruckt, er heuert Dig und Dag sogleich als Gehilfen an.
Der ultimative Festtag der Volksbelustigung ist angebrochen, die Arena
zum Bersten gefüllt. Auf der Ehrentribüne haben sich die diensthabenden
Capitane und Runkel eingefunden. Runkel hält die Eröffnungsansprache
nach Art des Hauses Rübenstein.
Doch die hinterlistigen Capitane haben schon Plan B unterm Kittel
hervorgekramt. |
Runkel
wird oktroyiert, dass der neue Podesta den ersten Kampf des Tages
höchstselbst ausficht (in den Sammelbänden und Reprints heißt es
"ausfischt" - im Originalheft wurde der Patzer vermutlich erst in der
Druckerei ausgemerzt - oder es ist etwa genuesischer Dialekt?).
Für Runkel und sein Ego natürlich null problemo. Kampf, egal gegen
wen, das ist eines Ritters Pläsier. Wie erwartet, wird ihm Orlando ®,
der Schrecken der Arena, als Partner vorgesetzt. Dass ihn Runkel wie
einen Drachen behandelt, kann auch ein Stier mit einem Rest von
Ehrgefühl nicht hinnehmen.
Der Ritter versaut also die ganze Performance und löst obendrein noch
eine Stampede der gesamten Kampfreserve aus.
Damit hat er dem Volk von Genua das Event total gespoilt.
Die Capitane haben nun ihr Ziel erreicht und Runkel als Schuldigen am
Haken. Nicht genug mit dieser Schmach, auch die beiden
Knappen machen sich anheischig, seine ritterliche Kompetenz in Zweifel
zu ziehen. So wollen sie ihren Herrn fortan despektierlicherweise nur noch duzen.
Auf Runkel und die Digedags wartet nun eine kostenfreie Mitgliedschaft
in einem berühmten Ruder-Club der Republik Genua.
Auch trotz der katastrophalen Entwicklung vom Podesta-Eleven
zum Galeerenpaddler versiegt dem Ritter der Regel-Quell nicht.
Neue Regeln:
"Ein Ritter ist nicht ohne, vor allem für Spione!"
"Ein Ritter, der erst mal regiert, regelt alles wie geschmiert!"
"Ein Ritter, der nicht haut und sticht, ist auch ein echter
Ritter nicht!"
Und von Dig und Dag kolportiert:
"Ein Ritter meide Streit und Zank und schieb' ihn auf die lange
Bank." |
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