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98 Auf dem Rübenstein Januar 1965


Dem verunglückten Jäger sind einige seiner Sinne wieder verfügbar und er befindet sich in den erfahrenen Händen des Retortenkochs Scharlatanius, assistiert vom Burghampelmann. Da kann kaum etwas schiefgehen. Der alte Pützling hat da schon mal etwas vorbereitet. Runkel, den seine Mutter lieber Heino nennt, kneift sein Waffeleisen fest zusammen, um den Giftcocktail nicht auf seine Zunge zu lassen. Auch ein Kalauer des Burgnarren kann die Barriere nicht öffnen. Erst, als Dag eine Ritterzote zum besten gibt, öffnet sich für Scharlatanius ein Startfenster. Diese Situation schamlos ausnutzend, kippt er dem unseligen Patienten das ganze Elixier hinters Zäpfchen. Runkel leuchtet auf wie eine berstende Energiesparlampe und versucht einen Angriff auf die Eichentür des Rittersaals. Sein Kung Fu ist allerdings grenzwertig und so fällt er erneut ins Koma. Diese Zeit nutzt der alte Burgherr, um seinen Gästen klarzumachen, dass nicht alle Rübensteiner solche Luschen waren. Eine wahrhaft erlesene Ahnenlandschaft kommt zu Tage. Der alte Rübensteiner gerät ins Schwärmen und gibt auch seinen eigenen Lebenslauf zum Besten. Allerdings war der anwesende Nachbar von Möhrenfeld beim letzten Coup dabei und kann nicht alle Heldentaten bestätigen. Das gibt Zoff zwischen den Beiden. Und Groll auf Sohnemann, der's nicht draufhat, den seinerzeit deponierten Goldschatz endlich bei den Muselmanen abzuholen.
Bei der Nennung des Namens von Möhrenfelds Tochter ist Runkel wieder voll da. Er beschließt, sofort der Minne zu frönen, und obendrein den Kuckucksberger Grafen daran zu hindern, gleiches zu tun. Weiter angebotene Medikamentengaben lehnt er strikt ab. Da sich Runkel von der Sangeskraft der Berufsbarden Dig und Dag so einiges verspricht, bittet er sie, ihn zu begleiten.
So reiten sie in Richtung der Burg Möhrenfeld und passieren die Rüben/Möhren-Demarkationslinie. Auch der Baustil der Burg Möhrenfeld wird ihrer Bezeichnung gerecht.
Am Fuße der Riesenmöhre naht Graf Kuck von Kuckucksberg nebst seiner beiden Knappen. Ritter und Graf teilen zuerst verbale Hiebe gegeneinander aus, die schnell in Tätlichkeiten mit spitzen Messern ausarten. Das macht auch den beiden Kuckucksbergischen Knappen Mut, die Dig und Dag ihre schmucken Käppis vom Haupte stoßen. Sowas erzürnt die beiden Sangesfreunde natürlich und sie wehren sich vermittels ihrer Kampf-Harfen. Da die Digedags die Instrumente perfekt beherrschen, suchen die Knappen bald winselnd das Weite. Runkels Waffengang war nicht so erfolgreich, gewohnheitsmäßig endet er in Rückenlage. Der Kuckucksberger zieht stolz von dannen. Kein Grund für Runkel, die Niederlage nicht als Sieg zu verkaufen. Und schon erblickt er am Erkerfenster die Gestalt seiner Holden, der verehrungswürdigen Adelaide von Möhrenfeld. Nachdem seine Süßholzraspel stumpf geworden ist, will er einen Love-Song zum Besten geben. Leider sind die Klampfen der Spielleute nun unbrauchbar. Die Imitation einer Harfe gelingt Dag ganz gut, nur Dig versagt beim Intonieren des Minneliedes. Nun muss Runkel selber ran. Da er auch nicht besser singen kann als kämpfen, wird er von der Möhrenfelderin ausgiebig verspottet. Selbst sein Wert als Ritter wird stark angezweifelt. Das kann Runkel nicht auf sich sitzen lassen. Er gibt die heilige Verpflichtung ab, in die weite Welt auszuziehen und mit Schätzen reichlich beladen zurückzukehren.
Natürlich fordert er Adelaide auf, so lange keusch zu bleiben. Enthusiasmiert strebt er der heimischen Burg zu. Unterwegs fragt Runkel die Digedags, ob sie nicht Bock hätten, ihn als seine persönlichen Knechte zu begleiten. Da die beiden ohne ihre Instrumente eh keine Mugge (musikalisches Gelegenheitsgeschäft, für den Westfranken: Gig) mehr steigen lassen können, sagen sie unüberlegt zu. Der alte Rübensteiner ist bass erstaunt, dass Runkel diesmal im Stück zurückkehrt. Als er dann noch erfährt, dass Sohni mit den Digedags als Knappen in den Orient ziehen will, kommen ihm die Tränen. Bevor die Digedags ihr dümmliches Versprechen rückgängig machen können, werden sie vom Rübensteiner vergattert. Nun ist alles zu spät, die beiden sind der weisen Befehlsgewalt Runkels unterworfen. Als Jahresgabe bekommen Dig und Dag die abgelegten Kinderrüstungen der kleinen Rüben-Bande.
Zum Abschied gibt's noch großen Bahnhof auf dem Burghof. Mit reichlich Furage, guten Ratschlägen und einer Reiseapotheke - gestiftet von Scharlatanius - ausgerüstet, verlassen sie den Fels in der Rübenbrandung gen Südosten. Verirren können sie sich nicht, denn Türkenschrecks Pferdeverstand kennt den Weg und das Ziel. Soweit der Bericht der Digedags.

Als wieder einmal Adelaides Name fällt, schreckt Runkel in pawlowscher Manier aus seinem Trauma auf. Sogleich bezichtigt er seine Knappen der Trödelei und beschließt, am nächsten Morgen aufzubrechen. Die Fischer Pietro und Paolo wollen die drei Morgenlandfahrer nach Venedig bringen.
 

Von Burgnarr und Giftmischer präsentierte ritterregelartige Sprüche:
"Sehr gut bewährt sich oft auf Reisen ein Anzug, welcher ganz aus Eisen!"
"Schnell wie der Eilbrief mit der Post verschwindet nun der Rüstungsrost!"
"Ein Ritter, der den Weg nicht kennt, kommt niemals in den Orient."

 

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