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Nicht ohne gewisse Hintergründigkeit nennt sich eine Methode, zukünftige
Entwicklungen vorherzusagen, "Delphi-Verfahren".
Wie
schon am Anfang des 20. Jahrhunderts, orakelten ganze Heerscharen in dessen
60er Jahren wieder einmal über die Möglichkeiten des wissenschaftlichen und
technischen Fortschritts.
Lange nach Böhm/Dörge, nämlich erst 1967, stellte der Amerikaner Herman
Kahn in seinem Buch "Ihr werdet es erleben" seine Vorstellungen
über das
Jahr 2000 zur Schau.
Er stand dabei seinen beiden Visionärskollegen aus der
DDR in keiner Weise nach.
Unter anderem versprach Herman Kahn :
teilweise Beherrschung von Wetter und
Klima
interplanetare Reisen
Deutschland bleibt weiterhin geteilt
Massenkonsumgesellschaft
Kinder im Fachhandel
erhältlich
4-Tage-Arbeitswoche bei 13 Wochen Urlaub
Winterschlaf und
Einfrieren
sowie Verjüngungsmöglichkeiten.
Seit Erscheinen von "Unsere Welt von morgen" wurde auch in
Kinderzeitschriften über unser Leben in der näheren Zukunft
spekuliert. |
In der Zeitschrift "Fröhlich sein und singen" waren diese
Betrachtungen besonders
ausgeprägt.
Wie auch beim Vorbild von Böhm/Dörge "Unsere Welt von morgen" wurde als Basis jeglichen technischen
Fortschritts erst einmal die (virtuelle) kommunistische Gesellschaftsordnung postuliert.
Einzig
nach der Befreiung aus dem "Privateigentum an Produktionsmitteln"
konnte der Grips des Menschen kosmische Dimensionen erlangen und
wahrhafte Wunderlichkeiten vollbringen.
Von teils naiven Objekten (Damen-Handtasche mit Innenbeleuchtung) bis
zu heute dank extrem weitsichtiger Politik leider schon überwundenen
Technologien (Nutzung von Atomenergie) reichte die Spannweite der
Betrachtungen.
Im Rahmen der Frösi-Beiträge versuchte man, sich der verheißungsvollen Zukunft
mit kleineren und größeren
Fehltritten vorsichtig anzunähern:
* 1980 - Der Mann, der sich Morgen nannte
* 1999 - Postillion
* 2000 - Heini Fotolins
* 2007 - Abenteuer im Weltraum
* 2164 - Lichtreise in die Zukunft |
Mit der Brille "Plusdiopter" von Herrn Morgen kann Mäxchen ins Jahr
1980 sehen. Straßenbahn ist abgeschafft, dafür gibt's einen
Hubschrauber-Einsatzstab. Große, geräumige Kaufhäuser laden zum
Shopping.
Herr Morgen erzählt: "Als 1965 der Siebenjahrplan verwirklicht war,
hat die Regierung unserer Republik einen neuen Plan verkündet, einen
Plan für weitere 15 Jahre. Noch schöner und glücklicher, noch
sorgenfreier soll das Leben bei uns sein, hat die Partei gesagt."
[... und die hat immer Recht!]
Mäxchen zu Gast an den Schaltstellen des
Wohlstands |
Besuch in der vollautomatischen
Brotfabrik, 1961 hatte sie noch 500 Bäcker. "Sechs Leute kommandieren die
automatischen Misch- und Knetmaschinen, die Transportbänder, Backöfen
und Verpackungsapparate", sagte Herr Morgen. "Und sie schaffen genausoviel wie ihre 500 Vorgänger. 250 Tonnen Brot werden hier Tag
für Tag ausgeliefert." "Von 6 Bäckern?" Mäxchen war mißtrauisch. "Von
6 ehemaligen Bäckern", verbesserte Herr Morgen. "Jetzt sind sie
Automatentechniker geworden."
Rechentechnik 1980:
"Diese automatische Schnellrechenmaschine arbeitet einmillionenmal
schneller als das menschliche Gehirn und schafft spielend und
fehlerfrei 8000 Additionen oder Subtraktionen in einer einzigen
Sekunde."
1980 hatte der VEB Robotron bereits das Layout des Z80 erfolgreich
geknackt und den DDR-konformen Klon U880 auf den Markt geworfen.
Dieser schaffte bei 4 MHz Taktfrequenz immerhin schon 250.000 Operationen.
Wohnkolonie 1980: "Etwa 5000 Menschen leben in solch einer
Wohnkolonie. Und sie haben hier alles, was sie brauchen."
Der fahrende
Bürgersteig: "Dort begann ein überdachter Weg mit gelben, ineinander
verschachtelten Kunststoffbändern. Nach jeweils 300 Metern gab es
immer eine besondere Anlage zum Ein- und Aussteigen."
Die "Wohnkolonie" Berlin-Marzahn hatte 1980 fast 82.000 Einwohner. |
Zukunfts-Heft Jahrgang 1999
Frösi 2 / 1961 |
Postillion - Zur Zeit auf Reisen
Vieles erinnert an den Neos: Schuh- und Zahnputzautomat, Stadtbild, Warenhaus- Bestellautomat,
Fernseh- und Sprechautomat, Wettermaschinen, Speisenbestellterminal,
automatische und ferngesteuerte Bestellung der Felder, festes
Treibstoffkonzentrat.
... und der Mega-Kracher:
Stasi-Verein "Dynamo Berlin" spielt gegen
"Mondstation".
Mäxchen Pfiffigs Abenteuer 541. Folge
"Der Atlantropische Löwe"
Bau der Afrokanäle, das heißt Neulandgewinnung, dazu die Ableitung des Mittelmeeres in
die nordafrikanische Landsenken: Mittelmeer wird flach und gibt Millionen
Hektar fruchtbares Neuland frei.
Aus der Sahara wird der schönste
Gemüsegarten. Damit nicht alles wieder voll läuft, Bau von Sperrdämmen bei Gibraltar und den Dardanellen,
natürlich werden die Kanäle mit "Atomsprengladungen" gebaut.
Lustig auch diese Urlaubsplanung aus vom Februar 1961:
"Diesmal gehts nicht nach Oberbayern ins Wintersportlager. Nach Afrika
fliegen wir!"
[Au Backe, da hatte doch niemand nicht die Absicht, in etwa sechs
Monaten keine Mauer zu errichten.
Andererseits war es im anvisierten
Jahr 1999 endlich wieder möglich, seinen Urlaub doch in Oberbayern zu
verbringen oder sogar in Afrika. Manchmal irrte der Prophet eben glücklicherweise nicht.] |
"Ein Geburtstagseinkauf im Jahre 1999 oder Geschwindigkeit ist keine
Hexerei"
Warenhaus "GIGANT", Damenhandtasche mit Innenbeleuchtung, Lieferungen
mit "Rohrpostexpreßzustellkundendienst".
"Blitzstart"
Ein besonders wertvoller wissenschaftlicher Bericht aus dem Schulalltag von
1999:
>> Große Aufregung in der Klasse. Polytechnischer Unterricht im Jahre
1999. Klaus wurde als bester Schüler ausgezeichnet und erhielt zur
Belohnung die Erlaubnis, am Steuer- und Regelgerät (Neutronenhirn) das
Schulweltraumschiff auf eine Weltraumfahrt zu schicken. Ihr seht ihn
am Neutronenhirn. Fieberhaft erwartet er das Signal am Schaltbrett.
Die Entladung der Atombatterie erfolgt durch einen Linienblitz von
50000 Ampere Stromstärke und 100 Millionen Volt Spannung bei einer
Leistung von 14000 Kilowattstunden. Die Intensität dieses Blitzes soll
den Beschuß der Atomkerne auslösen und das Schiff in riesiger
Geschwindigkeit ins Weltall tragen. - Jetzt nach 10 Sekunden, Achtung,
Achtung, genau 9 Uhr, 10 Minuten, 30 Sekunden, am 10. Januar 1999
drückt Klaus auf das Startsignal des Neutronenhirns. Das Schiff erhebt
sich. Es schießt mit unerhörter Detonation durch eine Gewitterwand
hindurch. Der Flug beginnt. Jetzt geht der Flug automatisch. Klaus hat
es geschafft. Er atmet erleichtert auf.
"Kinder, Kinder", erzählt er
seinen Freunden, "meine Großmutter hat mir gesagt, im Jahre 1961 gab
es noch Menschen, die sich bei einem Gewitter ängstlich verkrochen,
obwohl der Blitzableiter schon 1752 von Benjamin Franklin erfunden
wurde. Ja, damals hatten viele Menschen noch keine Ahnung von
Elektronen, Protonen und Neutronen [wie wahr, Herr Verfasser!]. Da
kann man verstehen, daß die Leute Angst vor dem Gewitter und vor allem
vor den Blitzen gehabt haben."
- Plötzlich ein furchtbarer Knall.
Was
ist geschehen? Alle sehen fragend auf Klaus. "Ach, nichts Besonderes,
wir haben eben einen Kugelblitz eingefangen, den unsere
Atomgeneratoren aufspeichern sollen." <<
Hätten die Spitzen-Physiker der Welt schon damals Zugriff auf diesen
Grundlagenartikel erhalten, wären wir heute bedeutend weiter in
unserer Entwicklung. |
Sonderbeauftragter Heini Fotolins
berichtet
Frösi 9 / 1958 |
"Sonderbeauftragter Heini Fotolins
- Bericht aus dem Jahr 2000
- Was vom Kapitalismus befreite Menschen
schaffen."
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"Dem Heute um 42 Jahre vorausgeeilt - Morgen schon Wirklichkeit"
"Wie wird es im Jahre 2000 aussehen? Was können die Werktätigen
schaffen, wenn sie sich von den Kapitalisten befreit haben, wenn auf
der ganzen Erde der Sozialismus gesiegt hat?"
"Ein 90 km langer Damm, der Sibirien mit Alaska verbindet, verhindert
das Einfließen des eisigen Polarmeeres in den Pazifik.
Man ist dabei,
mit Hilfe der Atomkräfte den warmen Golfstrom umzuleiten. Alle diese
Maßnahmen bringen für die nördliche Halbkugel, auch für Europa, eine
wesentliche Klimaverbesserung."
"Zu Füßen der antarktischen Eisriesen liegen Parks, Atomkraftwerke,
Freibäder, moderne Industrie- und Wohnstädte." |
Mäxchen Pfiffigs Abenteuer ( 41 und
42 )
"Abenteuer im Weltraum"
erschienen in Frösi 9 und 10 / 1957 |
Mit dem Lufttaxi fliegt Mäxchen Pfiffig zu Professor Hannibal, dem
Konstrukteur der Mondrakete. Der doziert, dass der russische Gelehrte
Ziolkowski die Notwendigkeit von Raketen zum Raumflug erkannte.
Rückschau auf die Jahre vor 2007:
1965 Lastraumraketen mit Bauteilen für die Raumstation gestartet
1971 erste Landung des unbemannten Raumschiffes Rak I auf dem Mond
1995 bemannte Umrundung des Mondes mit Rak II
2007 am 14. Juni Landung Rak III auf dem Mond
Der Raketenstartplatz befindet sich in Somaliland, mit dem 3-stufiges
Raumschiff geht's ab in Richtung Raumstation [fast 40 Jahre alt !!!],
von da mit Zusteigern weiter zum Mond. Nach halbstündigem Flug sind
200 km Höhe erreicht [nicht besonders hoch für 30 Minuten !]. |
Die Mondrakete Rak III ist 30 m breit und 50 m lang. 52 Stunden dauert
die Mondreise.
Auf dem Mond: Meteoritenalarm und Mondausflüge.
Die Rückreise erfordert 5 Tage.
Wieder auf der Erde angekommen schlief Mäxchen 3 Tage und 3 Nächte.
>>Als er am vierten Tag endlich erwachte, lag er am Rande des
Tulpenbeets im Berliner Märchenbrunnen. "Start des amerikanischen
Erdtrabanten erneut mißlungen!" rief ein Zeitungshändler vom Königstor
her.
Ja - es war wieder 1957.<<
... und in der Realität:
erste Raumstation "Saljut 1" 1971, 23 Tage genutzt, nach knapp 6
Monaten verglüht
erster Flug zum Mond "Lunik 2" zerbröselt am 12.09.1959 , "Lunik 9"
gelandet am 03.02.1966
erste bemannte Umrundung des Mondes mit "Apollo 8" am 24.12.1968
erste bemannte Mondlandung "Apollo 11" am 20.07.1969 |
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Mäxchen Pfiffigs Abenteuer ( 59 - 61 )
"Lichtreise in die Zukunft"
erschienen in Frösi 7 - 9 / 1959 |
"Und wo bin ich gelandet?" fragte Mäxchen Eins. Mäxchen Zwei legte ihm
die Hand auf die Schulter. "Im Kommunismus!" sagte er dann. "Ich
glaube, du wirst noch manche Überraschung erleben."
In der Klasse 6a: "Wir sprachen gestern über die praktischen
Anwendungsgebiete der enzymatischen Chemie, insbesondere über
Herstellungsmethoden unserer künstlichen Nahrungsmittel."
[Prototypen
gab es schon 1959 -> Bino-Würze, Schokoladensurrogate, ...] |
Auch die Schüler haben eine neue Qualität
erreicht:
"Ihr erlebt hier
einen der heutzutage ganz seltenen Fälle der Abschreiberitis, einer
längst überwundenen Krankheit des 20. Jahrhunderts."
und "Vor etwa 200
Jahren waren sogar noch Zensuren und Zeugnisse zur Kontrolle und als
Ansporn notwendig. Doch die Klügsten begriffen damals schon, daß
ehrliche und gewissenhafte Arbeit zum Nutzen der Gesellschaft eine
Ehrensache ist. Im Sozialismus erkannten das immer mehr. Und heute -
im Kommunismus - ist uns allen das Lernen und Arbeiten ebenso
selbstverständlich wie das Essen und Trinken."
Und alles gibt's gratis:
"Du weißt doch ganz genau, daß du die nehmen
kannst, was du brauchst. Geld gibts doch schon lange nicht mehr." und
"Sieh mal, jetzt, wo alles im Überfluß vorhanden ist, nimmt doch
keiner mehr als er braucht."
Bei allem Fortschritt gibt's auch noch Pioniernachmittage.
"Sieh mal, heutzutage arbeitet jeder bloß noch 3 Stunden täglich.
Jeder ist vielseitig, hat eine Menge Berufe. Arbeit ist Freude."
"Neid, Mißgunst, Habgier gibt es nicht mehr. Und deine Diebe und
Räuber schon lange nicht. Wir haben nur noch eine Volksmiliz, in der
jeder für einige Tage seinen Dienst tut."
aber "Auf Vorschlag der Partei, als der höchsten gesellschaftlichen
Organisation, kümmert sich der Rat unseres Ortes darum, daß jeder dort
tätig ist, wo es ihm am meisten Freude macht ..."
... und dann wachte Mäxchen wieder auf. |
"Überholen ohne einzuholen"" |
Wenn es uns schon unmöglich ist, den garstigen Westen einzuholen, dann müssen wir ihn
eben wenigstens überholen.
Das war in den 60er Jahren Walter Ulbrichts
weise Erkenntnis, aus welcher er seine legendäre und belustigende Kampfansage
an die Ausbeuterklasse
entwickelte. |
Diese Parole zeugte vom fundierten quantenphysikalischen Verständnis, denn der DDR-Führung
war es schon damals möglich, nicht nur die Menschen zu beugen, sondern
auch den Raum.
"Überholen ohne Einzuholen" bedeutet letztendlich nur, dass man
ein Wurmloch erzeugen muss, um die Zeit und den Weg zu
überlisten.
Diese Wurmlöcher existierten in allen Bereichen der Wirtschaft und des
Lebens. Oftmals verschwand im Hyperraum auch vieles auf
Nimmerwiedersehen. |
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