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Wie jede Medaille
hat auch die Raumfahrt drei Seiten. Und zwar bezüglich ihrer Ursprünge.
Sogar die hauptstädtische Spree hat drei Quellen, die allesamt in der
Oberlausitz liegen: am Kottmar (583m), in Neugersdorf und in
Ebersbach.
"Wull mer die Berlinschen fuppm, do tu mer do n' Quaal
verstuppm."
Das übersetze ich lieber nicht, sonst bekommt man im Kanzleramt Angst. |
Die Quellen der
Raumfahrt beschränken sich im wesentlichen auf drei Personen, man könnte
diese Drei schlicht als die Väter der Raumfahrt bezeichnen.
Das sind
Konstantin Ziolkowski (1857-1935)
Robert Goddard (1882-1945)
Hermann Oberth (1894-1989) |
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Des
einen
hat sich ein ganzes Mosaik-Heft angenommen. Es schildert, wie Ziolkowskis Gedanken und Visionen in Rußland auf
unfruchtbaren Boden fielen. Aber leider nicht nur wie beschrieben unter
Väterchen Zar, sondern auch noch geraume Zeit später.
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Auschnitt aus Beilage Nr. 45
"Der Kolumbus des Weltalls" |
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Mosaik Nr. 45 vom August 1960
Hätte Ziolkowski schon Zugang zum
Internet gehabt, wäre es ihm sicher besser gelungen, seine Gedanken
der breiten Masse zugänglich zu machen.
Aber die russische Telekom steckte noch in den Kinderschuhen, obwohl
es den elektrischen Telegraphen bereits seit 1837 gab. |

Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski
* 17.09.1857 in Ischewskoje
+ 19.09.1935 in Kaluga
Seit seinem 10. Lebensjahr nach schwerer Scharlach-Erkrankung fast taub,
unterrichtete er ab 1879 als Landschul-Lehrer Mathematik und Physik. |
Anfangs beschäftigte er sich in seiner Freizeit mit
Ganzmetallflugzeugen und -luftschiffen.
1885 konstruierte er einen Windkanal.
Ab 1896 widmete er sich Forschungen über Raumfahrt und Raketentechnik.
Seine erste Veröffentlichung war im Jahr 1903 der Aufsatz "Die
Erforschung des Weltraums mit Rückstoßgeräten". Sehr früh erkannte er
schon die Notwendigkeit des Einsatzes mehrstufiger Raketen sowie von
Flüssig-Treibstoffen. Er entwickelte die als "Ziolkowski-Gleichung"
bekannte Formel zur Berechnung der theoretischen
Maximalgeschwindigkeit von Raketen.
Ziolkowski fand allerdings im eigenen Land wenig Beachtung, erst kurz
vor seinem Tod konnte er seine Arbeit unter besseren Bedingungen fortsetzen. Seine letzten
beiden Veröffentlichungen waren "Album der kosmischen Reisen" (1932)
und "Die höchste Geschwindigkeit bei Raketen" (1935). |

Robert Hutchings Goddard
* 05.10.1882 in Worcester
+ 10.08.1945 in Baltimore
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Seit 1899 beschäftigte er sich mit den Problemen der Raumfahrt, war
aber ständig dem Vorwurf der Phantasterei ausgesetzt. Goddard
arbeitete Zeit seines Lebens als Einzelkämpfer. Für seine zweistufige
Feststoffrakete erhielt er ein Patent. Seine erste Schrift "Eine
Methode zum Erreichen sehr großer Höhen" wurde 1919 veröffentlicht. Im
Jahr 1929 gelang ihm der Start einer Flüssigkeitsrakete, die über 2 km
aufstieg und fast Schallgeschwindigkeit erreichte. Leider wurde auch
er von der Regierung nicht ernst genommen, so dass ihm bald die Mittel
für weitere Forschungen ausgingen. Erst nach seinem Tod erfuhr er
staatlicherseits die lange ausstehenden Ehrungen. Das "Goddard Space
Flight Center" der NASA wurde nach ihm benannt. |

Hermann Julius Oberth
* 25.06.1894 in Herrmannstadt
+ 28.12.1989 in Nürnberg
Hermann
Oberth wurde 1894 im Reiche Draculas geboren und ging 1913 nach
München, wo er begann Medizin zu studieren. Dies wurde durch den 1.
Weltkrieg unterbrochen. Schon mit 17 Jahren plante er eine mit
flüssigem Treibstoff angetriebene Rakete.
Ab 1918 studierte er, seinen Ambitionen entsprechend, Physik,
Mathematik und Astronomie in Klausenburg, München, Göttingen und
Heidelberg. Von 1924 bis 1938 arbeitete er in Mediasch als Lehrer an
einem Gymnasium. Schon 1920 war Oberth klar geworden, dass nur
mehrstufige Raketen in der Lage wären, größere Höhen zu erreichen. |
Seine als Doktorarbeit geplante Schrift „Die Rakete zu den
Planetenräumen“ erschien 1923.
Darin legte er Theorien zum Antrieb im
Vakuum (Rückstoßantrieb), zum Vorteil von Mehrstufigkeit und flüssigem
Treibstoff sowie zu Raumflügen und Raumstationen dar. Leider zeigte
kein Professor Interesse an dieser Thematik.
1929 erschien die Schrift in starker Erweiterung unter dem Titel "Wege
zur Raumschiffahrt". Dieses bahnbrechende Werk gilt als die "Bibel der
Raumfahrt" schlechthin.
Im Jahr 1930 machte Oberth im Rahmen seiner Forschungstätigkeit auf
dem „Raketenflugplatz Berlin“ die Bekanntschaft des 18jährigen Wernher
von Braun.
Ab 1938 arbeitete er für die Technische Hochschule in Wien und wurde 1940
nach Dresden versetzt. 1941 ging Oberth nach Peenemünde und wurde dort
Mitarbeiter bei Wernher von Braun. Zwischen 1948 und 1950 wirkte er in
Bern und forschte anschließend bis 1953 in Italien. Ab 1955 arbeitet
er als Berater in Huntsville wieder mit von Braun zusammen. Nach
Deutschland kehrte Hermann Oberth 1958 zurück. Neben den
Raketenantrieben erforschte er auch wesentlich den Einfluss der
Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper. Weder während seiner
Zeit in Peenemünde noch in den USA arbeitete Oberth an der
Konstruktion von Großraketen, er entwickelte vielmehr Konzepte für die
Weltraumfahrt. |
Obwohl sicher gern jedes Land den wahren Vater der Raumfahrt stellen
möchte, haben alle drei Bahnbrechendes für die Entwicklung der
Weltraumfahrt geleistet. Aber auch aufgrund der besseren Bedingungen
ist es unbestritten Oberths Verdienst, sowohl die
theoretische als auch die praktische Basis für die heutige Raumfahrt
geschaffen zu haben.
Ziolkowski und Goddard hatten das Pech, im
eigenen Land erst sehr spät ernst genommen zu werden und damit auch
international kaum Verbreitung für ihre Gedanken zu finden. |
So gelang es den deutschen Pionieren der Raumfahrt, unabhängig von Ziokowski und Goddard, die technischen Grundlagen für
Raumflüge zu schaffen und ab 1934 im Rahmen der Peenemünder
Aktivitäten auf eine anwendungsreife Stufe zu erheben sowie in der Praxis zu erproben.
Ein weiterer berühmter Russe brachte es seinerzeit auf den Punkt:
"Es entwickelt sich, Genossen Bauern!"
"Blüht halt sehr auf, das
Flugwesen!" |
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