
Durch Professor Schlicks freundliche Vermittlung sollen die Digedags
den Ober-Flieger der Republikanischen Union kennen- lernen dürfen. Der
"südländisch" erscheinendeTyp heißt Tonio Turbo und bewohnt eine
schöne Vorort-Villa.
Turbo arbeitet als Chefpilot für das Flugzeugwerk, in
dem der Digedanium-Airbus geschraubt werden soll. Nach Übergabe der
Digedags an die Familie Turbo entfernt sich Schlick wieder in
Richtung seiner "Garnele".
Die Wartezeit bis zur Audienz wird den Digedags
von Turbos Kinderchen verkürzt. Tino und Tina, die Kinder des
Autopiloten, zeigen den Digedags die
vielfältigen Sammlungen ihres Erziehungsberechtigten. Tonio Turbo
scheint Alles-Sammler zu sein. Zu seinem Fundus gehören tote
Schmetterlinge, Angelruten und die nicht wegzudenkenden, aber für
den "Verdienten Flieger des Volkes" unerläßlichen, einschlägigen
Ehrenpokale vom VEB "Ordunez".
Selbst das exzessive Horten von Steckenpferden gehört zu seinen Steckenpferden. Die Kinderlein
haben aus Papas Angelruten das Modell eines chinesischen Drachens
für den "Flugtag" konstruiert, ziemlich verwegen, das Ganze.
Unvorsichtigerweise versprechen die Digedags Hilfe beim Antrieb. Turbo
hat aktuell Besuch vom tapferen Schneiderlein, denn zum wichtigen Flugtag will er
stilecht herumhampeln.
Der schmächtige Herr der Nadel ist dem
Ansturm der Kinder nicht gewachsen und voltigiert mit Kaktus und
Fischglas. Das bringt den beiden Kleinen Mecker sowie Stubenarrest
ein. Vati Turbo ist hier hart, aber ungerecht.
Tonio Turbo fährt nun mit den Digedags zum Rundgang durchs Flugzeugwerk.
In
der Konstruktionsabteilung entsteht auf dem guten alten Reißbrett
gerade ein "Strahljäger für unsere Luftverteidigung".
In der
Werkhalle bietet sich ein ähnliches unziviles Bild. Die Teile
scheinen bei Mikojan/Gurewitsch abgekupfert worden zu sein.
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Selbstverständlich darf auch der Chefkonstrukteur bei der Visite nicht übergangen
werden.
Für den anstehenden Flugtag hat sich Dr. Schneider (starke Ähnlichkeiten mit dem
Zeichner Erich Schmitt sind beabsichtigt) gar putzige Schwingen gebastelt, die sogar für
eine elegante Notlandung im Papierkorb taugen.
Den Digedags gelingt es, Turbo zu erweichen und das Karzer-Urteil
für seine Kinder in erster Instanz rückgängig zu machen.
Auf zwei Doppelseiten werden nun die an der gigantischen Flugschau teilnehmenden
Modelle ausgiebig vorgestellt, eine ganze Seite widmet sich der irdischen Thematik "Aus der
Geschichte des Menschheitsfluges". Nach dem
großen Defilee geht die Jury durch die Reihen und will den
turbokindlichen Kastendrachen zum besten Stück des Abends küren. Da
die nominierten fliegenden Kisten aber funktionieren müssen, und der
Drachenantrieb weiterhin ungeklärt ist, ziehen die Juroren, Betroffenheit
heuchelnd, wieder weiter. Da sind natürlich auch die Erbauer sauer, und
nun
diese Pleite mit den guten Ruten. Paps Turbo wird rotieren vor Ärger!
Nun beginnen die praktischen Flugvorführungen. Die beiden
Abschlußfeuerwerksvorbereiter werden als Haltemannschaft eines
Luftschiffes abkommandiert. Und sogleich wittern die Digedags Morgenluft.
Mit den Feuerwerks-Raketen müßte doch was zu machen sein.
Oberfeuerwerker Brand und Unterfeuerwerker Blase hängen mittlerweile
an den Seilen des Zeppelins und führen eine nette Unterhaltung über
die lokalen Fußballgrößen Gustav und Richard Holzer. In ihrer
Fachsimpelei vergessen sie ihre Umgebung und winden die Seilenden um
eine Gartenbank. Als das Kommando "Los!" ertönt, erheben sie sich
mit in die Lüfte.
Die Digedags machen sich derweil ungestört über das herrenlose
Feuerwerk her. Bald darauf kann auch das Angelrutenprojektil in
den Nachthimmel schießen. Bei diesen tollen Effekten ist ihnen dann der Oscar
doch noch sicher. Der erste Preis ist ein elegantes Sportflugzeug, leider sind
Tino und Tina noch zu jung für einen Flugschein. Aus Dankbarkeit für
die Hilfe schenken sie das Ding den Digedags. Doch auch ihnen bleibt
ein Wermutstropfen nicht erspart. Paragraphenreiter Turbo eröffnet
ihnen, daß sie ebenfalls einen Flugschein brauchen, um den Himmel
der Republikanischen Union unsicher machen zu dürfen. Da können sie ja
noch froh sein, daß ihnen die
Schwarzflüge mit der "Mücke" nicht postum angekreidet werden.
Und
Dag, ziemlich aufmüpfig, beschimpft die Bürokratie im Staate Neos. |
Für den
Erwerb der Pappe bietet sich ihnen Tonio Turbo an, der rein zufällig
gerade eine Pilotenschule übernehmen soll.
Beilage:
Klaus und Hein erzählen aus dem Pionierleben -
Der Verkehrssünder (Bruno muß wieder mal als Depp
herhalten, diesmal als chaotischer Radfahrer) |
Rückseite:
Utopistisches Projekt und Werbung für TU 114 (Turboprop von
Tupolew) |
Der deutsche demokratische Flugzeugbau:
Auf der permanenten Suche nach internationaler Anerkennung sowie nach einem
Exportschlager rief Walter Ulbricht 1954 ein ehrgeiziges Projekt ins
Leben, die Entwicklung eines vierstrahligen Passagier-Düsenjets
in der DDR.
In den folgenden Jahren wurde in Dresden das erste deutsche
Strahlverkehrsflugzeug in drei Prototypen gebaut. Es lief unter
der Bezeichnung "152" und basierte auf einer Entwicklung der
Junkers-Flugzeugfamilie (JU 287). Nach dem Konstrukteur Brunolf
Baade nannte man es auch "B-152". Der Jungfernflug (ein schönes
Wort) fand bereits im Herbst 1958 statt, im März 1959 gab es
dann eine Katastrophe.
Die Reise sollte von Dresden-Klotzsche nach Leipzig führen, doch
sie endete schon bei Ottendorf-Okrilla vorzeitig.
Bis heute konnte nicht endgültig geklärt werden, was die wahre
Ursache des Absturzes war. Obwohl ein reichliches Jahr später
eine verbesserte "152" fertiggestellt wurde, war der Niedergang
der Flugzeugindustrie nicht mehr abzuwenden. Das Flugwesen
blühte in der DDR lediglich von 1955-1961.
Nachdem die Sowjetunion als Hauptabnehmer (sie wollte
ursprünglich 100 Maschinen erwerben) 1959 den Rückzug aus ihren
Absichten erklärt hatte, war das Ende des "VEB Flugzeugwerke
Dresden" eingeläutet. Obwohl auch viele andere Länder ihr
Interesse an der "152" bekundet hatten, war es wohl nach Rückzug
des Großen Bruders nicht mehr erwünscht, in der DDR eine
Flugzeugindustrie zu etablieren.
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