
Dag ist sowas von angefressen, daß er als gestandener Raumflieger
für ein popeliges Kleinflugzeug nochmals die Schulbank drücken soll.
In der Nachwuchsfliegerschule der republikanisch-neonischen GST ist gerade
Freizeitbeschäftigung befohlen worden. Ein Teil betreibt
Körperertüchtigung, manch einer gammelt und Fluglehrer Turbo versucht
eine grasende Kuh auf seine Leinwand zu kleistern. Beim Bogenschießen
wird Kamerad Heini

(Heini scheint aus dem Film "Quax, der
Bruchpilot" entliehen zu sein und er trägt auch gewisse Züge des
Hauptdarstellers) furchtbar gemobbt. Der steten Hänseleien überdrüssig,
legt er auf Turbos Gemälde an und trifft prompt ins Schwarze. Die echte Kuh
sucht ihr Heil in der Flucht. Als Meister Turbo zurückkommt, ist er
zwar ärgerlich, aber er reagiert furchtbar verständnisvoll. Da kann
sich selbst die Waldorf-Schule eine Scheibe abschneiden. Seine
Malerei sei zwar nicht schön, aber schließlich ein guter
Streß-Abbau für einen geplagten Pädagogen.
Der beflissene Dig läßt den Lehrerversteher raushängen. Nach Turbos
Ansprache ist Schluß
mit lustig, vormilitärisch korrekt bläst er zum Sammeln. Dag kann
sich eine gewisse Stänkerei natürlich nicht verkneifen. Als kleine
Schikane, Dig deutet es als Förderung des Gemeinsinns, soll ein
Segelflugzeug mit Heini als Piloten durch den Schnipsgummi gestartet
werde. Heini, immer noch gekränkt durch Turbos Anschiß, rächt sich
an der Gemeinschaft. Als das Seil richtig schön gedehnt ist, klinkt
er aus, und alle Spanner fallen auf die Klappe. Dafür soll Heini auf
der Stelle gemaßregelt werden. |
Turbo verhindert die exzessive Entwicklung und geht tief enttäuscht
zum theoretischen Teil des Unterrichts über. Im Klassenzimmer gibt
es wieder Streit zwischen Dig und Dag, die bekanntlich
unterschiedliche Ansichten zur Leninschen Devise des Lernens haben.
Da Dag die Wirkungsweise des Segelfluges nicht erklären kann, folgt
jetzt eine lehrreiche Abbildung zur Strömungslehre. Turbo läuft sich sich an
der Tafel den Wolf, die dommen Schöler verzapfen im Hintergrund nur
Unsinn. Einzig Dig lauscht seinem Idol und vermiest seinem Kumpel Dag die Freude
am Kreuzworträtsel. Endlich prügeln sich die beiden auch mal, dies
schöne Bild soll in späteren Heften noch wiederholt vorkommen.
Nun folgt eine Doppelseite mit allerlei im Flugwesen üblichen
Aggregaten. In diesem Heft stellt sich auch der neue Erklärbär
"LEXI"(kon)
dem Leser vor, er weiß "ungeheuer viel". Wir werden leider noch öfter von
ihm zu hören bekommen.
Turbo hat natürlich bemerkt, daß sich Dig und Dag spinnefeind
geworden sind. Um die beiden wiederzuvereinigen, ordnet er einen
gemeinsamen Übungsflug an. Kann ja nicht gutgehen, denn Dag ist
weiterhin renitent gegenüber Digs wohlgemeinten Hinweisen
zum Flugverhalten eingestellt. Die Auseinandersetzung gipfelt in Digs
unfreiwilligem Spaziergang im Luftraum. Nun schwört auch der
ansonsten so milde Dig Rache.
Des Nachts, als Dag schon seiner,
Ratzeritis frönt, wird er von mehreren Verschwörern mit Turbos Farben angestrichen.
Dieses besondere Vorkommnis gibt aber auch dem Fluglehrer den Rest.
Turbo hat die Nase gestrichen voll von diesen undisziplinierten
Kadetten und will einen Ersatzlehrer einfliegen.
Am nächsten Morgen hört man beim Frühstyx-Radio, daß (etwa im
Oderbruch?) eine Überschwemmungskatastrophe eingetreten ist.
Bruchpilot Heini will sich profilieren, schnappt sich ein Flugzeug
und düst heimlich von dannen. Niemand außer den Digedags hatte schon
Flugstunden. Turbo ist noch auswärts, also müssen die beiden als
letzte Wahl herhalten. Für so einen wichtigen Einsatz verträgt man
sich erst mal wieder, schließlich können die Digedags Prioritäten
setzen.
Im Hochwassergebiet lokalisieren sie Heini und eine Familie auf dem
Dach eines Hauses. Heinis Flugzeug ist schon zum U-Boot geworden.
Das abgeworfene Schlauchboot ist gut platziert. Doch was die
Hausbrüchigen nicht sehen können; hinter einem Bahndamm ergießt sich
das Naß in die Tiefe. Nun müssen auch die Digedags eine
Notlandung einleiten, um die Leute zu retten. Der erste Preis der
Flugschau endet mit der Nase im Schlamm. Kurz vor dem Katarakt wird
das Boot abgefangen, die Leute retten sich auf eine Anhöhe.
Die Digedags und Heini müssen nun zu Fuß Hilfe holen. Die Bahnstrecke
bietet sich als Spur in bewohntere Gegenden an. |
In dichtem
Nebel machen sie nähere Bekanntschaft mit einem elektrischen Weidezaun
und einer Bahnschranke. Das Bahnwärterhaus ist schon verlassen und das
Telefon tot, nur ein Pappkamerad mit der Physiognomie von Theo Lingen
hält einsam die Wacht. Nicht lange hin, vernehmen sie Motorengeräusch.
Natürlich, Tonio Turbo kommt, auf den ist immer Verlaß.
Landung und Start sehen bei einem Profi natürlich ganz anders aus als
bei lausigen Amateuren. Dag leistet reumütig Abbitte. Leider zu spät,
denn Turbo steht als Lehrer nicht mehr zur Disposition, er wird wieder
als Testpilot gebraucht.
Beilage:
Klaus und Hein erzählen aus dem Pionierleben -
Freitag der Dreizehnte (Onkel Theo frönt dem Aberglauben) |
Rückseite:
Wettflug mit Muskeln und Maschinen, Fliege bis Rakete |
Die GST
Bereits 1952 gegründet, hatte die GST (Gesellschaft für
Sport und Technik - Klingt doch eigentlich ganz interessant!)
die Aufgabe, die vormilitärische Ausbildung und Wehrerziehung zu
übernehmen. Anfangs noch freiwillig, konnte zum Beispiel unter
deren Schirmherrschaft solchen exotischen Leidenschaften wie der
Fliegerei und Funkerei gefrönt werden.
Ende der 60er Jahre war's vorbei mit der Freiwilligkeit. Wer
etwas vom Staat wollte (Abitur, Lehre, Studium), der hatte auch
die verdammtige Pflicht, sich der "sozialistischen
Wehrerziehung" zu unterwerfen. Die GST wurde zu einer der
sogenannten "Massenorganisationen". Hauptaufgabe war, neben den
Bemühungen von professionellen Werbern der NVA und der FDJ, die
männlichere Jugend für den längeren Dienst (der allseits
beliebte Grundwehrdienst bedurfte keinerlei Werbung) in der NVA
zu stimulieren.
Aus diesem Grund wurde die GST direkt dem Ministerium für
Nationale Verteidigung unterstellt. Wer, wie schon oben
angedeutet, etwa Ambitionen für
ausgefallene Sportarten wie Segelflug oder Amateurfunk besaß,
kam ebenfalls nicht um die Mitgliedschaft herum.
Praktisch sah das für den normalen Besucher der Erweiterten
Oberschule so aus, daß neben kontinuierlichen Veranstaltungen
innerhalb der Vollmitgliedschaft auch ein paar lustige Wochen in
einem GST-Lager vorgeschrieben waren. Garantiert waren miserable
Unterkunft und lausige Verpflegung, jedenfalls im GST-Lager
"Junge Patrioten" in Schirgiswalde.
Eine Bestrafung außer der Reihe gab es für die nächtliche
Betrachtung von 30 Sekunden Fernsehübertragung. Am 20. Juli 1969
wurden im tschechischen Fernsehen die ersten Schritte Armstrongs
gezeigt. Ich frage mich noch heute,
WER diese ersten Schritte gefilmt hat??? |
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