
Und wieder einmal hängt man gelangweilt in der Raumschiffs-Messe
herum. Nach den vielen vorangegangenen Erzählungen zur Geschichte
des "Riesen Dampf" soll nunmehr die nicht minder interessante Abhandlung über
die Erfindung des Luftdruckes folgen.
Wir befinden uns in Magdeburg und schreiben das Jahr 1654.
Die Digedags sind gegenwärtig als
Brauereigehilfen beim Magdeburger Bürgermeister Otto von Guericke
angestellt, der im Nebenerwerb dem schönen Hobby der
Gerstensaftherstellung nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516
frönt.
Dig und Dag haben viel Spaß an ihrer Arbeit in der Brauerei - ein
wenig zuviel für den gestrengen Patron. Ihre vollendete Artistik mit
Bierfässern wird von Guericke als schlichte Gaukelei abgetan. Zur
Strafe müssen sie nun eine Luftpumpe heranschaffen. Guericke ist
nämlich im dritten Beschäftigungsverhältnis ein verdienter Erfinder
des Volkes. Auch die Digedags experimentieren ja bekanntlich immer
wieder mal gern. Als ihnen der Ratsherr Bangebüx, ein erwiesener
Feind der Wissenschaft, in die Quere kommt, exerzieren sie an ihm
einen physikalischen Schabernack. Eine wahrhaft teuflische Kraft
zieht Bangebüxens Gurke in einen luftleer gepumpten Glaskolben. Doch
es kommt noch schlimmer, als er sich bei Guericke über den groben
Unfug der Digedags bitter beklagen will. |
Ein Schlag des Ratsherrn auf ein luftleer gepumptes Fass führt zur
Implosion und zerrt den Ratsherrn in die entlüftete Hölle.
Eigentlich wollte er seinem Bürgermeister nur ein Schreiben des
Kurfürstlich Brandenburgischen Gesandten übergeben. Ihro Gnaden
Friedrich Wilhelm verlangen nicht mehr als die Unterordnung von
Magdeburg unter seine persönliche Fuchtel. Dummerweise geht das
fürstliche Schriftstück zu Bruch und dem Büx wird jetzt erst recht
bange. Wie sagt er's nur dem rabiaten Abgesandten? Guericke nimmt
seinen Ratsherrn mit der vollen Hose an die Hand. Der Gesandte,
Obrist von Ladestock, ist ein übler, aufgeblasener Bursche.
Das zweigeteilte Papier seines gnädigen Herrn lässt ihn völlig
ausrasten. In seiner Aufregung tituliert Bangebüx den Gesandten
obendrein als Nagelstock und Baderock. Für den Obristen ist die Zeit
nun reif, er will endlich Blut sehen und fordert Bangebüx zum Duett.
Der Ratsherr vertraut auf das Glück der Unschuldigen und drückt
widerwillig ab. Sein Zufallstreffer gilt einer Kerze aus dem
Kronleuchter, die des Obristen Faustrohr zur Explosion bringt.
Guericke muss nun ein wenig Zeit gewinnen und lässt eilig die
Ratsversammlung einberufen. Die Digedags werden zu Amtsboten
befördert, was ihre Brust erheblich schwellen lässt. Bald müssen sie
sich aber eingestehen, dass der Botendienst, auch in Amtes Würden,
sehr entwürdigend und gefährlich sein kann.
Zwischenzeitlich wird ein weiterer Fasstest vorbereitet, das
leergepumpte Fass lagert man dieses Mal in einem Wasserbad.
Am Tag der Ratsversammlung sind für die Digedags alle Strapazen des
Botendienstes vergessen. Allein Kraft ihrer Einladungen haben sich
die wichtigsten Leute von Magdeburg versammelt, fast platzen ihnen
die Krägen vor Wonne. Die Namen der Ratsherren sprechen aber
eigentlich nicht für die besten Charakterstärken: Bangebüx und
Rabenschreck, Schnatterschnack, Klimperling, und Knackehack. |
Der Obrist
rasselt - wie es schon zu erwarten war - gehörig mit dem Säbel und er
fuchtelt mit seiner Kugelspritze vor den Gesichtern der Anwesenden
herum. Schließlich eskalieren die Verhandlungen und der
gemeingefährliche Obrist muss von der städtischen Wache ruhiggestellt
und umweltfreundlich entsorgt werden.
Die Ratsversammlung beschließt nun, Guericke zum
Reichstag nach Regensburg zu schicken und dort für gut Wetter sorgen
zu lassen. Vielleicht gelingt es ihm, sich vom Kaiser die
weitere Unabhängigkeit der Stadt Magdeburg ins Stammbuch schreiben zu lassen.
Der letztens vorbereitete Fasstest ist für alle ziemlich verblüffend ausgegangen
- das Wasser hat den
luftleeren Raum im inneren Fass erobert. Guericke wertet das richtig als ein
Zeichen für die gewaltige Kraft des Luftdrucks. Sogleich erfindet er
als praktisches Anwendungsbeispiel einen Kran zum Heben von schweren Lasten.
Der einzige Nachteil des Gerätes - es arbeitet absolut ungedämpft. Der
blitzartig abtauchende Kolben reißt die gesamte Haltemannschaft aus
gestandenen Brauknechten in die Höhe. Bangebüx hat wieder das größte
Pech von allen, er landet im Preiselbeerkorb einer Marktfrau. Diese ist wenig
begeistert über die Komprimierung ihrer gesammelten Werke und sie hält
sich zurecht am Verursacher schadlos.
Guericke macht sich nun mit seinem Ratsherrn Rabenschreck und den Digedags
als wissenschaftliche Assistenten auf den
langen Weg nach Regensburg, im Gepäck jede Menge wunderlicher Apparaturen.
Doch erst will der Harz durchquert werden.
Beilage:
Steinchen an Steinchen -
Magdeburg Anno -1631
Guerickes Leistungen für den Wiederaufbau von Magdeburg nach dem
30-jährigen Krieg sowie
die Verdienste von Comenius und Grimmelshausen für den Aufbau
des deutschen Bildungswesens. |
Rückseite:
Guerickes Halbkugel-Versuch |
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