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53 Die Mission des Obristen von Ladestock April 1961


Und wieder einmal hängt man gelangweilt in der Raumschiffs-Messe herum. Nach den vielen vorangegangenen Erzählungen zur Geschichte des "Riesen Dampf" soll nunmehr die nicht minder interessante Abhandlung über die Erfindung des Luftdruckes folgen.
Wir befinden uns in Magdeburg und schreiben das Jahr 1654.
Die Digedags sind gegenwärtig als Brauereigehilfen beim Magdeburger Bürgermeister Otto von Guericke angestellt, der im Nebenerwerb dem schönen Hobby der Gerstensaftherstellung nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 frönt.
Dig und Dag haben viel Spaß an ihrer Arbeit in der Brauerei - ein wenig zuviel für den gestrengen Patron. Ihre vollendete Artistik mit Bierfässern wird von Guericke als schlichte Gaukelei abgetan. Zur Strafe müssen sie nun eine Luftpumpe heranschaffen. Guericke ist nämlich im dritten Beschäftigungsverhältnis ein verdienter Erfinder des Volkes. Auch die Digedags experimentieren ja bekanntlich immer wieder mal gern. Als ihnen der Ratsherr Bangebüx, ein erwiesener Feind der Wissenschaft, in die Quere kommt, exerzieren sie an ihm einen physikalischen Schabernack. Eine wahrhaft teuflische Kraft zieht Bangebüxens Gurke in einen luftleer gepumpten Glaskolben. Doch es kommt noch schlimmer, als er sich bei Guericke über den groben Unfug der Digedags bitter beklagen will.
Ein Schlag des Ratsherrn auf ein luftleer gepumptes Fass führt zur Implosion und zerrt den Ratsherrn in die entlüftete Hölle. Eigentlich wollte er seinem Bürgermeister nur ein Schreiben des Kurfürstlich Brandenburgischen Gesandten übergeben. Ihro Gnaden Friedrich Wilhelm verlangen nicht mehr als die Unterordnung von Magdeburg unter seine persönliche Fuchtel. Dummerweise geht das fürstliche Schriftstück zu Bruch und dem Büx wird jetzt erst recht bange. Wie sagt er's nur dem rabiaten Abgesandten? Guericke nimmt seinen Ratsherrn mit der vollen Hose an die Hand. Der Gesandte, Obrist von Ladestock, ist ein übler, aufgeblasener Bursche.
Das zweigeteilte Papier seines gnädigen Herrn lässt ihn völlig ausrasten. In seiner Aufregung tituliert Bangebüx den Gesandten obendrein als Nagelstock und Baderock. Für den Obristen ist die Zeit nun reif, er will endlich Blut sehen und fordert Bangebüx zum Duett. Der Ratsherr vertraut auf das Glück der Unschuldigen und drückt widerwillig ab. Sein Zufallstreffer gilt einer Kerze aus dem Kronleuchter, die des Obristen Faustrohr zur Explosion bringt.
Guericke muss nun ein wenig Zeit gewinnen und lässt eilig die Ratsversammlung einberufen. Die Digedags werden zu Amtsboten befördert, was ihre Brust erheblich schwellen lässt. Bald müssen sie sich aber eingestehen, dass der Botendienst, auch in Amtes Würden, sehr entwürdigend und gefährlich sein kann.
Zwischenzeitlich wird ein weiterer Fasstest vorbereitet, das leergepumpte Fass lagert man dieses Mal in einem Wasserbad.
Am Tag der Ratsversammlung sind für die Digedags alle Strapazen des Botendienstes vergessen. Allein Kraft ihrer Einladungen haben sich die wichtigsten Leute von Magdeburg versammelt, fast platzen ihnen die Krägen vor Wonne. Die Namen der Ratsherren sprechen aber eigentlich nicht für die besten Charakterstärken: Bangebüx und Rabenschreck, Schnatterschnack, Klimperling, und Knackehack.
Der Obrist rasselt - wie es schon zu erwarten war - gehörig mit dem Säbel und er fuchtelt mit seiner Kugelspritze vor den Gesichtern der Anwesenden herum. Schließlich eskalieren die Verhandlungen und der gemeingefährliche Obrist muss von der städtischen Wache ruhiggestellt und umweltfreundlich entsorgt werden.
Die Ratsversammlung beschließt nun, Guericke zum Reichstag nach Regensburg zu schicken und dort für gut Wetter sorgen zu lassen. Vielleicht gelingt es ihm, sich vom Kaiser die weitere Unabhängigkeit der Stadt Magdeburg ins Stammbuch schreiben zu lassen.
Der letztens vorbereitete Fasstest ist für alle ziemlich verblüffend ausgegangen - das Wasser hat den luftleeren Raum im inneren Fass erobert. Guericke wertet das richtig als ein Zeichen für die gewaltige Kraft des Luftdrucks. Sogleich erfindet er als praktisches Anwendungsbeispiel einen Kran zum Heben von schweren Lasten. Der einzige Nachteil des Gerätes - es arbeitet absolut ungedämpft. Der blitzartig abtauchende Kolben reißt die gesamte Haltemannschaft aus gestandenen Brauknechten in die Höhe. Bangebüx hat wieder das größte Pech von allen, er landet im Preiselbeerkorb einer Marktfrau. Diese ist wenig begeistert über die Komprimierung ihrer gesammelten Werke und sie hält sich zurecht am Verursacher schadlos.
Guericke macht sich nun mit seinem Ratsherrn Rabenschreck und den Digedags als wissenschaftliche Assistenten auf den langen Weg nach Regensburg, im Gepäck jede Menge wunderlicher Apparaturen. Doch erst will der Harz durchquert werden.
 
Beilage:
Steinchen an Steinchen - Magdeburg Anno -1631
Guerickes Leistungen für den Wiederaufbau von Magdeburg nach dem 30-jährigen Krieg sowie
die Verdienste von Comenius und Grimmelshausen für den Aufbau des deutschen Bildungswesens.

Rückseite:
Guerickes Halbkugel-Versuch

 

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