Die Bimmel-Bummelbahn existiert auch in der
Wirklichkeit.
Das Heft Nummer 3 ist das erste von leider nur zwei Tierheften, in denen
versucht wird, menschliche Absonderlichkeiten ins Tierreich zu verlagern bzw.
Tieren die Wunderlichkeiten der Menschen überzustülpen.
Hannes Hegen war wohl zu diesem Zeitpunkt noch im Zwiespalt, ob er
einen menschlichen, einen tierischen oder einen gemischten Weg gehen würde.
Die Zustände bei der
Bimmel-Bummel-Bahn (BBB) erinnern an die Zeiten der 50er/60er-Jahre
der Deutschen Reichsbahn unter DDR-Regie. Heute ist auch dieses
Niveau erfolgreich unterboten worden. Ein Urlaub, etwa an der Ostsee, war schon allein durch die unabwendbare Fahrt mit der
Deutschen Reisebahn ein recht abenteuerliches Unterfangen. Erst recht, wenn man die
Koffer vorher abgeben mußte. Bei der Verlosung der
Gepäckstücke am Zielort bekam man mit einer gehörigen Portion Glück sogar seine eigenen Teile wieder.
Allerdings oft in einem Zustand, der zusätzliches Riemenwerk erforderlich machte und nicht selten zum
urlaubsortsansässigen Sattler führte. Schließlich war ja noch die Rückfahrt zu bewältigen.
Jedenfalls gabs über die Reise genauso viel zu berichten wie über den gesamten
Badeurlaub,
der ohnehin oft verregnet war.
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Kurze Zeit vorher beschäftigte sich auch
Herbert Reschke auf einem MAGAZIN-Titelbild (Heft 7/1954) mit den
Reizen der Bimmelbahnfahrt.

Doch nun zur Sache:
Eine ziemlich grenzwertige Wildschweinfamilie, genannt "die Moros", sind
auf dem Weg in den Urlaub. Nach anfänglichen Schwierigkeiten können sie
sich als gestandene Bahnkenner ihr persönliches Abteil sichern.
Das geschieht allerdings mit der ihnen eigenen Konsequenz und Rücksichtnahme. Obendrein tätigt Sohnemann Muri noch
einen gefährlichen Eingriff in die Bahnverkehrssicherheit.
Trotz alledem ist Moro auch stets hilfsbereit,
so ermöglicht er den trödligen Watschelmanns durch Gebrauch der Notbremse die
Mitfahrt auf den hinteren Puffern.
Man trifft am Rande der Strecke auch die Schiffsmäuse Iffi und Fiep aus
Heft 2 wieder. Also scheint zwischen beiden Welten eine Verbindung zu bestehen.
Das Problem Sekundärrohstoffe wird von Moro geflissentlich ignoriert, daher auch noch heute der
Ruf nach dem gelben Sack.
Mit dem Zugfunk, hier vertreten durch einen pflichtbesessenen Papageier, hatte man auch früher seine Probleme.
Wenigstens zu Achten in einem verliesartigen
Bahnabteil eingepfercht, war man dazu verdammt, die vorgeschriebene
Berieselung zu ertragen, da oft
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die Möglichkeit zum Abstellen der akustischen Genüsse gar nicht mehr vorhanden
war.
Aus purer
Neugier aufs Fliegen erzwingt Muri einen kostspieligen Hubschrauberrettungseinsatz, der Steuerzahler hat's ja.
Auch das
hiesige Pendant zur Mitteleuropäischen Schlafwagen- und Speisewagen- Aktiengesell-schaft kommt nicht zu
kurz, die tierische MITROPA hat hier sogar eine positive Ausstrahlung, es gibt immerhin Bockwurst auf dem
Bahnsteig und im Zug gebratene Ente (ich kann mich
später nur an Rouladen aus der Dose erinnern).
Nach der durch Vadder Moro verschuldeten Einrußung der Passagiere
wirft dieser Anker, um im vorbeziehenden Waldsee ein reinigendes Bad
zu nehmen, was aber
eine erneute Zugverspätung zur Folge hat.
Moro fühlt sich in seiner Rolle als allgemeiner Sündenbock gar nicht unwohl, er ist,
so scheint's, gegen alles immun.
Durch immense Anstrengungen von Lok und Besatzung sowie ein wild gewordenes Rindviech
wird die Verspätung zum Schluß doch noch souverän eingefahren.
Sogar der zu Fuß gereiste Schnell-Läufer ist mit seinem
Zeitnehmer-Ballast genau so schnell gewesen wie
die BBB.
Die meisten Fahrgäste zeigen sich erleichtert, die Fahrt trotz
Anwesenheit der Familie Moro leidlich gut überlebt zu haben.

Piratenabenteuer in Sicht! |