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Die
Geschichte der Oberlausitz |
Eine Besiedelung des Oberlausitzer Gebietes erfolgte bereits während
der jüngeren Altsteinzeit, was durch Fundstücke belegt wird. Im 3. bis
4. Jahrhundert hielten sich hier germanische Stämme auf, die später nach
Westen weiterzogen, dafür rückten slawische Stämme (anfangs die Milzener) im
Laufe des 6. Jahrhunderts aus dem Osten nach.
Erstmals wurde die Oberlausitz im Jahr 1467 als "Obirlusicz"
schriftlich erwähnt. Erst Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die
Bezeichnungen Oberlausitz - Lusatia superior - sowie Niederlausitz
- Lusatio inferior - eingeführt.
Der "Bautzner Frieden" beendete 1031 einen längeren kriegerischen
Konflikt zwischen Deutschland und Polen. In dessen Ergebnis wurde das
politisch selbständige Markgraftum Oberlausitz dauerhaft zum Bestandteil
des Deutschen Reiches.
Es gibt keine "Lausitz", wie die Oberlausitz heute oft bezeichnet
wird, sondern zwei Lausitzen. Früher nannte sich das Gebiet der
Oberlausitz "Milzener Land", später "Budissiner Land". Mit Gründung
des Sechsstädtebundes schließlich "Sechsstädteland". Die jetzige
Niederlausitz entspricht der ursprünglichen Markgrafschaft Lausitz.
Der deutsche König vergab das Reichslehen bzw. Markgraftum Oberlausitz über mehrere Jahrhunderte
hinweg nur zur Verwaltung
an verschiedene Markgrafen, Könige und Kaiser. Dadurch konnte der
jeweilige Herrscher die Oberlausitz sinnvollerweise nicht seinem Stammland
einverleiben.
Die Oberlausitzer Stände besaßen eine ganze Reihe
von Privilegien. Diese ließen sie sich bei dem Wechsel eines
Landesherrn stets neu bestätigen. Nach Übernahme der Sächsischen
Verfassung Anfang des 19. Jahrhunderts gaben sie ihren besonderen
Status auf.
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Markgrafen der Oberlausitz -
also oberste Verwalter - waren folgende Könige und Kurfürsten:
1071
1075
1084
1143
1158
1253
1490
1526
1635 |
Markgraf von Meißen
Böhmischer Herzog Wratislaw
Wiprecht von Groitzsch
Markgraf von Meißen
Böhmischer König
Markgraf von Brandenburg
König Wladislaw von Polen u. Böhmen
Habsburger Reich
Sächsischer Kurfürst |
Als Vermittler bzw. Vertreter zwischen diesen sowie dem
Oberlausitzer Landtag fungierte der auf der Bautzener Ortenburg
ansässige jeweilige Landvogt der Oberlausitz.
Das Markgraftum Oberlausitz
war eine Ständerepublik des Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation und hat so auch seine eigene Verfassungsgeschichte. In der
Oberlausitz gab es bis ins 19. Jahrhundert hinein keinen eigenen Landesherrn, es
wurden keine Steuern verhängt und es gab kein Hofgericht.
Mit wenigen Unterbrechungen gehörte die Oberlausitz von 1158 bis 1635
der böhmischen Krone an.
Von 1526 bis 1635 war die Oberlausitz Teil des Habsburger Weltreichs.
Während der Zeit des 30jährigen Krieges wurden im "Prager Frieden"
(zwischen dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg und Kaiser Ferdinand
II. von Böhmen) im Jahr 1635 sowohl Oberlausitz als auch Niederlausitz
von Böhmen abgetrennt und an Kursachsen angeschlossen. Das Markgraftum
Oberlausitz gehörte in den Jahren von
1635 bis Teilung 1815
komplett zu Sachsen, behielt aber
seine alt
überlieferte ständische Verfassung in vollem Umfang bei.
Mit Anerkennung der Sächsischen Verfassung wurde die Oberlausitz erst
1831 sukzessive in den sächsischen Staat eingegliedert. |
Das alte Ziel von Preußens
König Friedrich dem II. , sich Sachsen einzuverleiben, rückte während
der Befreiungskriege gegen Napoleon in greifbare Nähe. Friedrich
August dem I. gelang es nicht, sich vom Bündnis mit Frankreich zu
lösen, da die französische Armee schon in Sachsen stand und Sachsen
somit als Feindesland gegolten hätte. Nach der Völkerschlacht bei
Leipzig (1813) waren Preußen, Russen und Österreicher siegreich und
Friedrich Wilhelm der III. hätte mit Übernahme der sächsischen
Ländereien eine direkte Grenze zu seinem alten Gegner Österreich
gehabt. Auf dem Wiener Kongreß im Jahr
1815 wurde dies von
den europäischen Mächten zwar verhindert, aber trotzdem musste Sachsen
etwa 58 Prozent seines Territoriums an Preußen abtreten. Betroffen
waren
auch die Niederlausitz und der größte Teil der Oberlausitz (fast 2
Drittel).
Der nun preußische Teil der Oberlausitz wurde der Provinz Schlesien
(1742 vom "Alten Fritz" der Kaiserin Maria-Theresia abgenommen) angegliedert.
Da die Grenze unter militärischen Aspekten gezogen worden war, gingen
auch viele über hunderte von Jahren historisch gewachsene Verbindungen in
die Brüche. Trotz allem fühlten sich die meisten Bewohner des
schlesischen Gebietes weiterhin
als Oberlausitzer und bekannten sich offen dazu, indem sie an ihre
Ortsnamen "(OL)" anhängten.
Heutzutage ist das scheinbar nicht mehr so.
Den letzten großen Schicksalsschlag mußte die Oberlausitz im Jahr 1945 mit der
Besetzung des Deutschen Reiches hinnehmen.
Durch Gebietsannexion bis zur Lausitzer Neiße kam auch fast die
gesamte preußische
Provinz Schlesien zu Polen und damit ebenso der östliche Teil
der Oberlausitz.
Bei gleicher Gelegenheit wurden auch Teile der Amtshauptmannschaft
Zittau, die östlich der Neiße lagen, von Polen besetzt.
Hier verlor
Sachsen etwa 157 Quadratkilometer seines Territoriums und ca.
25000 Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben.
Der vormals preußische, westlich der Neiße gelegene Teil der
Oberlausitz wurde nach dem Kriegsende wieder Sachsen angegliedert. |
Durch die 1952 in der DDR durchgeführte Verwaltungsreform löste man die
Organisation der alten Länder auf und wandelte das Territorium der DDR in Bezirke um.
Damit
wurde die Oberlausitz einer neuerlichen Teilung
unterworfen. Die Gegend um Hoyerswerda, Senftenberg und Weißwasser
wurde dem Bezirk Cottbus zugeordnet. Aber auch dieses konnte die
Verbundenheit der Menschen zur Oberlausitz nicht brechen. Im Jahr 1990
stimmte eine große Mehrheit der Kreise Hoyerswerda und Weißwasser für
die Zugehörigkeit zum Land Sachsen.
Obwohl auch die Gemeinden des
Kreises Senftenberg mehrheitlich für Sachsen votierten, verhinderte der
Kreistag mit knapper Mehrheit die Rückkehr zum Land Sachsen.
Allerdings ist es ein offensichtlicher Humbug, den
heutigen ostsächsischen Raum in die beiden Strukturen
Oberlausitz und
Niederschlesien zu unterteilen, wie es leider allzu oft und
gern
praktiziert wird.
Die "Oberlausitz" ist die Bezeichnung für eine alte
kultur-geschichtliche
Region.
"Schlesien" und somit "Niederschlesien" ist, obwohl auch
eine geografische Einordnung, in erster Linie ein
staatspolitischer Begriff.
Auch die Gegend um Görlitz und Niesky, die bekanntlich nur von 1815 bis 1945
rein verwaltungstechnisch zur preußischen Provinz Niederschlesien
gehörte, ist und bleibt trotzdem Oberlausitz.
Jedenfalls aus der Sicht eines Oberlausitzers. Schließlich sollte man
doch das Verbindende in den Vordergrund rücken und das ist die
gemeinsame Zugehörigkeit zur Oberlausitz.
Korrekterweise könnte man sagen, das Terrain bestand bis zum Jahr
1945 aus
sächsischer und preußischer
Oberlausitz. Wobei dieser zweite Teil der Oberlausitz
aber gerade einmal 130 Jahre zu Preußen gehörte.
Aus der landsmannschaftlichen Sicht der sich Schlesien zugehörig
fühlenden Menschen ist es natürlich auch verständlich und
verdienstvoll, die
Bezeichnung "Schlesien" zu verwenden. Dies sollte allerdings
im korrekten Kontext erfolgen. |
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Karte der
Oberlausitz von 1725 (Kupferstich von J. G. Schreiber)
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Zur Geografie der historischen Oberlausitz |
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Das Markgraftum Oberlausitz wurde im
Westen durch den Fluß Pulsnitz (Gegend um Radeberg) begrenzt. Im Osten trennten es die Flüsse Queis und Bober
von Schlesien. Südliche Grenze der Oberlausitz war die Landesgrenze zu
Böhmen, im Norden schloß sich die Niederlausitz an (etwa in der Höhe von Spremberg)
Grenzfluß ist die Schwarze Elster.
Der sächsische Teil der Oberlausitz beläuft sich
gegenwärtig
auf 4.497 km² (67%). 3% der Oberlausitz gehören mittlerweile zu Brandenburg (201 km²) Seit 1945
liegen ca. 30% der Oberlausitz auf polnischem Gebiet (2.013
km²).
Das wären dann insgesamt etwa 6.712 km² für die
gesamte Oberlausitz - wie sie ursprünglich bestand. Das
heutige Sachsen hat 18.416 km²- ist also nur unwesentlich
größer. Das Saarland würde fast dreimal in die Oberlausitz
passen.
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Am Nordhang der Tafelfichte (1124 m) findet
man den höchsten Punkt der Oberlausitz. Ursprünglich wurde
im Jahr 1628 durch Wallenstein das Aufeinandertreffen der
Landesgrenzen von Böhmen, Schlesien und der Oberlausitz (bis
1815) mit einem Tafelstein markiert. Dieser steht in einer
Höhe von 1072 m und markiert das Dreiländereck. Zwischen
1742 und 1815 war er der Grenzpunkt zwischen Sachsen,
Preußen und Österreich. Im Jahr 2008 wurde ein neuer
Granitstein errichtet, da der ursprüngliche Tafelstein
längst das Zeitliche gesegnet hatte. Man erreicht die
Tafelfichte über Neustadt a.d.T., über Bad Flinsberg
und das Heufuder oder vom Wittighaus her. |
Der höchste Berggipfel
der Oberlausitz ist mit 793 m die Lausche, ein zum Glück erloschener
Vulkan. Mit der neu errichteten Aussichtsplattform erreicht
der Wanderer eine Höhe von 800 m.
Der tiefstgelegene Punkt
der Oberlausitz befindet sich am ursprünglichen Zusammenfluß
von Pulsnitz und Schwarzer Elster bei Tettau.
Der
Grund-Stein steht in einer Höhe von 92 m und wurde erst im
Jahr 2013
aufgestellt.
Somit besteht in unserer Oberlausitz
eine präzise Höhendifferenz von 980 Metern - gut zu
wissen. |
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Die bedeutendsten Städte der Oberlausitz
hatten sich im Mittelalter zum sogenannten Sechsstädtebund vereinigt,
um ihre Interessen besser durchsetzen zu können.
Unter der Herrschaft Karls IV., seit 1346 deutscher König und König
von Böhmen (1355 wurde er zum Kaiser gekrönt), entwickelten sich
einige Oberlausitzer Städte zu neuen politischen, wirtschaftlichen und
kulturellen Zentren der Region.
Am 21. August des Jahres 1346 schlossen sich die Städte Bautzen,
Görlitz, Löbau, Zittau, Kamenz und Lauban zum
Sechsstädtebund zusammen.
Dies geschah mit Billigung des böhmischen Königs und diente vor allem dem Kampf
gegen Raubrittertum und Straßenräuberei in der Oberlausitz. Der Bund besaß
juristische Sondervollmachten und war stellvertretend für den
Landesherrn Träger der Staatlichkeit.
Der Landesherr sandte lediglich einen Landvogt als seinen Vertreter in
die Oberlausitz, der aber für die Regierungstätigkeit fast marginal
war. Das Land wurde von seinen eigenen Ständen regiert und verwaltet.
Beispiel für die Macht der Landstände war, daß sie 1496 dem
ungarischen König die Landesherrschaft übertrugen und sich von Böhmen
abwandten. |
Auch 1547 verweigerte man dem
böhmischen König Ferdinand I. die Gefolgschaft. Dieser belegte den Bund deshalb
mit einer hohen Summe Strafgeld, der Aberkennung des Ratswahl-Rechtes und
dem Verlust einiger Ratsdörfer ("Pönfall"). Das schwächte die Macht
des Bundes gegenüber dem Landadel empfindlich.
Die Oberlausitz war über viele Jahrhunderte ein Zentrum des
Handels. Die Straße von Nürnberg über Prag und Zittau nach Norden
kreuzte sich hier mit der Straße von Frankfurt/Main über Bautzen und
Breslau nach Rußland (die königliche Straße - die "via regia").
Die Stadt
Zittau als eine blühende Handels- und Tuchmacherstadt nahm eine besonders
privilegierte Stellung ein, leider hat der Zustand nicht in die
Gegenwart überdauert.
Geografischer Mittelpunkt der Oberlausitz war Löbau, hier tagte auch
der Städtekonvent.
Der Bund bestand bis zur Teilung der Oberlausitz im Jahre 1815. Danach
gab es nur noch einen Vierstädtebund auf dem Gebiet der sächsischen
Oberlausitz, Görlitz und Lauban wurden Preußen angegliedert.
Konvente wurden nur bis 1868 gehalten, dann kehrte auch hier Ruhe ein.
Sowohl Görlitz als auch Zittau sind heute geteilte Grenzstädte zu
Polen. |
Die Wappen der Städte des Bundes
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Bautzen |
Görlitz |
Kamenz |
Lauban |
Löbau |
Zittau |
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