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Die Oberlausitzer Mundart |
Zentrales
Charakteristikum der Oberlausitzer Ausdrucksweise ist das sogenannte
"rollende R". Die Oberlausitzer, die das R in seiner
reinen Urform artikulieren können, werden als
"Edelroller" bezeichnet. Der naturbelassene Oberlausitzer
hat wie man sagt "a Rad'l a dr Gurgl" eingebaut.
Das "rulln" wird zum Teil auch als "kwurrln" (quirlen) bezeichnet.
Am leichtesten fällt die Aussprache
besagten RRRs denjenigen, die der englischen Ausdrucksweise mächtig sind,
im Idealfall mit amerikanischem Akzent.
Üben kann man an folgendem Beispiel mit dem
"r" des schönen englischen Wortes "roll".
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Man merke sich die
Aussprache des "r" und ersetze sie an den entsprechenden
Stellen:
Iech wor dr‘heeme.
Es soll auch die Übersetzung verraten werden :
Ich war zuhause.
Obwohl die betreffenden Worte orthografisch nahezu korrekt geschrieben
sind, hört es sich doch im Oberlausitzschen ganz anders an. Ohne
Quereinsteigern die Hoffnung nehmen zu wollen, diese Mundart ist sehr
schwer zu erlernen, denn sie muß
"an oagebuhr'n senn".
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Willste wos warn, doarfste ne mahrn! |
Neudeutsch würde man das übersetzen mit
"Falls Du die Absicht hast, Karriere zu machen, mußt Du die
Ellbogen gebrauchen." Oder in der hiesigen rauh aber herzlichen
Art: "Willst Du etwas werden, darfst Du nicht trödeln!" |
Die Oberlausitzer Mundart ist aufgrund ihres
Vorkommens eine
Bergsprache.
Im heutigen Gebiet der Oberlausitzer Mundart, dem
Bergland zwischen Bischofswerda und Zittau, haben viele Orte noch
ihre sprachlichen Unter-Eigenheiten. Man spricht hier von der Äberlausitz, der Oaberlausitz und der Uberlausitz.
Das in unserer
Gegend bedeutendste Wort "oack" (nur, doch) ist
allerdings übergreifend gleich.
Die wichtigste Funktion hat es im Ausspruch
was soviel
heißt wie "Immer mit der Ruhe!".
Die wirklichen Feinheiten der Unterdialekte können aber nur
noch von den
ältesten Druiden und Medizinmännern unterschieden werden.
Leider sind schon viele alte Traditionen der Oberlausitz sowie das
"Rulln und Kwurrln" (Rollen
und Quirlen) immer mehr in den Hintergrund gedrängt worden. |
In unserer "modernen" deutschen Sprache ist heutzutage kein Platz mehr
für historische Überlieferungen, alle Leerstellen wurden bereits mit
Anglizismen und neudeutschem Wort-Erbrochenen
belegt. Ein weiser Mann sagte einmal: "Vakuum zieht Scheiße an!"
Glücklicherweise gibt es aber trotzdem noch einige
Enthusiasten. Diese versuchen zu retten, was zu retten ist.
Marketing-Spinner - schließlich muss heutzutage alles vermarktet
werden - haben den Dialekt der Oberlausitz als
"Alleinstellungsmerkmal" entdeckt, was immer das auch bedeuten mag.
Wahrscheinlich soll damit geworben werden, dass in der Region
recht wunderliche Menschen leben, die man nicht verstehen kann. Na dann -
Gute Nacht, Kuriositäten-Kabinett Oberlausitz!
Retten wir die
Oberlausitzer Mundart, denn da trauen sich die "trendigen"
Sprachverhunzer der sogenannten "Rechtschreib-Reformen" und die armen
Würstchen aus der verschwurbelten "Gender-Wissenschaft" nicht ran.
Immerhin ist es positiv zu bewerten, daß die Auseinander-schreibung
das Wort Urinstinkt außen vor gelassen hat.
Von der deutschen Sprache, die Goethe und Schiller benutzten, wird
mittelfristig nicht viel übrigbleiben - ich hoffe, ich irre mich. |
Übersetzungstabelle
für wichtige Begriffe
des täglichen Gebrauchs:
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Abern,
Apern
Abernkoallchel
Abernmaucke
ärschlch
Blaaich
doasterwaaign
Haarch
Huxt
Knaaicht
Koastenroaper
loabern
Mengenke
Montch
nu
nu
Nubber
oack
Oarbeet
Oaräde
Ploatsch
raaicht
Seeger
Simd
Simdvirmittche
troige
Uhren
Waaig
Woin
Woampe
Zutsch |
Kartoffeln
Kartoffelklöße
Kartoffelmus
rücklings
Blech
deswegen
Hering
Hochzeit
Knecht
Schubkarre
unnützes reden
Flunkerei
Montag
ja [kurzes u]
nun [langes u]
Nachbar
nur
Arbeit
Anrede
ungeschickter Mensch
recht
Uhr
Sonnabend
Sonnabendvormittag
trocken
Ohren
Weg
Wagen
Bauch
Gezeter |
Einige
noch immer aktuelle Sprüche vom Zittauer Oberlehrer
August
Matthes (1854-1937)
genannt Bihms Koarle :
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War nischt derheiroat,
nischt gewinnt, nischt erbt,
dar bleibt a oarmes Luder
bis'r sterbt!Wenn enner zu woas kumm'm
will,
do muß'r woas derfinn;
sunnst koannerch's ganze Lab'm lang
im a poar Pfennge schinn!
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Die
Oberlausitzer können alles verlieren,
nur nicht ihre Mundart. |
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