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"Es weihnachtet
sehr ..."
oder
"Advent, Advent,
im Kreml brennt noch Licht !" |
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Jedes Jahr im Novemberheft - anno Tobak erschien ein
Novemberheft nämlich noch nicht
wie heute bereits Anfang Oktober, sondern im ungünstigen Fall erst Mitte
Dezember - lag der Zeitschrift "Fröhlich sein und singen"
ein üblicherweise als "Weihnachtskalender" oder
"Adventskalender" bezeichnetes
Instrumentarium bei.
Die Cover und die losen Umschläge des November-Frösi-Heftes verbreiteten
manchmal schon eine leicht vorweihnachtliche Stimmung.
In den ersten drei Jahren war der Kalender stets in den festen Umschlag integriert,
im Jahr 1955 sogar doppelseitig. Später lieferte man
die Tagezähler auch separat als lose Umschläge oder
als Teil des Heftes mit.
Oftmals waren noch Bastelarbeiten nötig, ehe man sich am fertigen Produkt
ergötzen konnte. Solche Kalender hatten dann eine dritte Dimension mit verschiedenen
Elementen zum
Aufstellen. Zum Teil mussten die Frösi-Hefte aber auch zerschnitten
werden, was es nahezu
unmöglich macht, heute noch halbwegs jungfräuliche Exemplare aufzutreiben. |
Diese Weihnachts- oder Adventskalender waren meist ansprechend
und
einfallsreich gestaltet, trugen aber als Risiko und Nebenwirkung notwendigerweise
die
Kennzeichen des lustigen Pionierlebens.
Die Beliebtheit der Novemberhefte wird durch die Auflagenhöhe
unterstrichen. In den 80er Jahren stieg die Auflage des Heftes 11 um
ca. 100.000 Stück. Normalerweise waren es 600.000 Hefte pro Monat.
Trotz dieser Erhöhung konnte der Bedarf nur zu etwa Dreiviertel
gedeckt werden.
In den 40 Jahren DDR gab es bekanntlich hin und wieder kultur-revolutionäre Phasen, wo die
regierenden
Meinungsmacher versuchten, sich von unkommunistischem Ballast wie etwa
kirchlichen
Festen und diesbezüglichen Begriffen zu befreien.
Die alten Bräuche waren der Entwicklung zu
sozialistischen, allseitig
gebildeten Persönlichkeiten nun wirklich nicht förderlich. Stattdessen feierte man
lieber
"Matrjoschka-Feste", "Feste der Russischen Sprache" sowie die "Woche
der
Waffenbrüderschaft". Väterchen Frost stand den
marxistisch-leninistischen Ideologen
natürlich ebenfalls näher als der altdeutsche Knecht Ruprecht oder der Weihnachtsmann. |
Ob es die "Jahresendfigur mit Leuchter und
Flügeln" [Synonym für den erzgebirgischen Weihnachtsengel] tatsächlich
gegeben hat,
sei mal dahingestellt. Man geht davon aus, dass Ernst Röhl diesen Begriff
in satirischer
Weise kreierte, um auf den galoppierenden Schwachsinn aufmerksam zu machen. Aber es
gibt auch
Leute, die diese Bezeichnung auf einer Verpackung gesehen haben
wollen.
Das
"Jahresendmännchen im roten Traditionsmäntelchen" hingegen war eine
hundertprozentige Erfindung, nämlich von mir.
Allerdings hat wohl kein
normaler Mensch
solche Bezeichnungs-Surrogate in seinen Sprachgebrauch übernommen.
Gewisse
Parallelen zur "Lingua tertii imperii" liegen durchaus auf der Hand
[Oh verdammt, ein Vergleich! Sorry!] .
Im sozialistischen Produktionsbetrieb veranstaltete man die
unverfängliche
"Jahresabschlussfeier", wo aber das Symbol des Weihnachtsfestes, der
"Lichterbaum" (oder
Jahresabschlussbaum ?), trotzdem nicht fehlen durfte.
Natürlich musste gerade auch die Zeitschrift Frösi auf die
ideologischen Anforderungen
entsprechend
reagieren. |
Das Heft 11 von 1958 brachte daher einen "Jahreswendkalender", der
für jeden Tag im
Dezember ein Türchen hatte.
Im Jahr
1961 gab es wieder mal
einen normalen
"Weihnachtskalender", gültig vom 5. bis zum 31. Dezember.
Im Heft 11 von
1963 erschien der
"Jahresschluß-Kalender", zum Ärger der auf Weihnachten Harrenden
obendrein noch
mit Türchen erst ab dem 6. Dezember, aber dafür Türchen ohne Ende bis
zu Silvester,
dem Termin des russischen "Jolka-Festes".
Wahrscheinlich hätte man
vorzugsweise
auch den eintürigen Kalender erschaffen. Schließlich gab es im letzten
Monat des
Jahres sowieso nur einen einzigen adäquaten Feiertag, nämlich den Geburtstag
der
Pionierorganisation am 13. Dezember. |
Aber wie schon angedeutet, waren die Kalender optisch
sehr schön
gestaltet, was hauptsächlich dem Können der Zeichner zuzuschreiben
war. Viele
Adventskalender entstammten in den 50er- und 60er-Jahren der Hand von Richard Hambach.
Da der Weihnachtskalender also im Dezemberheft aufgrund häufiger
Druckschwierigkeiten
viel zu spät gekommen wäre, wurde er eben vorsichtshalber mit dem
Novemberheft
ausgeliefert. Der Kalender war auch der Grund, dass man sich auf der
Jagd nach dem
begehrten Heft beeilen musste. Im folgenden Dezemberheft wurden dann
stets mehrere
Seiten dem Thema Weihnachten gewidmet. Manchmal geschah dies aber
schon im
Novemberheft, dann wurde im Dezember besonders dem "Pioniergeburtstag"
gehuldigt.
Es gab Geschichten mit weihnachtlichem Bezug, selbstredend vorrangig unter der
Überschrift
"Weihnachten der Arbeiterklasse" und "Weihnachtsfeier im
Schützengraben", aber die
konnte man ja beruhigt links liegen lassen. Meist handelte es sich
dabei um
Auftragswerke von Günther Feustel, die nahezu alle während der Zeit des 2.
Weltkrieges
angesiedelt waren.
Und weil das Singen Freude verbreitet, wurden auch viele Lieder zum besten
gegeben,
allerdings nicht das reaktionäre kirchliche Liedgut, sondern die Lieder
der neuen Zeit wie
zum Beispiel
"Wir tanzen um den Lichterbaum im Haus der Pioniere ...". |
Lediglich "Guten
Abend, schön Abend" hatte anscheinend die Freigabe durch den
Verlags-
Politstellvertreter
erhalten, dieses Lied erschien zuverlässig in jedem Jahr.

Auch
Rätsel sollten die Zeit bis zum Fest verkürzen helfen. |
Ein breites Beschäftigungsfeld in der Vorweihnachtszeit boten die Back-Anleitungen sowie Bastel- und Geschenkvorschläge zum Fest der
Freude. Zu kaufen gab es sowieso nicht viel, wir hatten ja damals fast
gar nichts ...
Aber seinerzeit machte man sich noch die Mühe, für wenig Knete etwas zu
basteln oder
wenigstens zu veredeln, heute sind die Ansprüche leicht gewachsen..
Ein
Beispiel der unzähligen Bastel-
Tipps
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Erwähnenswerte Comics oder Bildergeschichten zum Thema
"Weihnachten" sind unter anderem
"Jettchens Wunschzettel" Richard Hambach Frösi 8/1955

"Schneemann
"Eisbein" als Postillion" mit Väterchen
Frost nach dem Trickfilm "Der Schneemann als Briefträger"
Frösi 11/1956 |
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Mäxchen Pfiffig bot mit seinen Abenteuern
am Jahresende immer lustige Geschichten zum Weihnachtsfest an.
MPA 31 "Der rothaarige Lulatsch"
Frösi 11/1956 |
"Schneemann Tick-Tick-Tick" erschien in mehreren
Folgen mit unterschiedlichen Zeichnern
(Frösi 11/1959 von Lothar Paul, Frösi 12/1960 von Ludwig Nawrotzky).
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