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Die
Bimmel-Bummelbahn
Teil 2 |
Zittau - Reichenau - Markersdorf - Hermsdorf
und
Hermsdorf - Friedland |
Die
Schmalspurstrecke von Zittau über Reichenau nach Markersdorf mit 750
mm Spurweite
wurde schon im Jahre 1884 erbaut.
Anfang der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts errichtete man zu diesem
Zweck auf dem Vorplatz des Zittauer
Regelspur-Bahnhofs einen separaten Schmalspur-Bahnhof.
Am 11. November 1884 fand die Eröffnung der Strecke Zittau-Markersdorf (13,5
km) statt.
Von diesem Gleis der Strecke Zittau-Reichenau zweigte wenig später die jetzt noch
befahrene Strecke
Zittau-Oybin/Jonsdorf hinter dem Zittauer Haltepunkt
ab, kurz bevor die Schmalspurbahn das 1854 errichtete Neißeviadukt (Regelspur
Zittau-Reichenberg) unterquert.
Entsprechend einem Staatsvertrag zwischen Österreich/Ungarn und
Sachsen im Jahr 1898, beschloss man die Erweiterung der Strecke
Zittau-Markersdorf über den Grenzbahnhof Hermsdorf nach dem böhmischen Friedland.
Die beiden Teilstrecken
Markersdorf-Hermsdorf (2,2 km) und
Hermsdorf-Friedland (10,5 km, Betreiber war die "Friedländer Bezirksbahn",
ebenso in 750 mm Spurweite),
wurden am 25. August 1900 eröffnet.
Als Besonderheit galt, dass man nicht von Zittau nach Friedland
durchfahren konnte, sondern im Grenzbahnhof Hermsdorf umsteigen
musste, da die beiden Teilstrecken unterschiedlich verwaltet wurden
und auch verschiedene Fahrpläne hatten.
Nur einige wenige Sonderzüge
verkehrten direkt von Zittau nach Friedland.
Nach Ende des 1. Weltkrieges gehörte der böhmische Teil der Strecke
laut "Versailler Vertrag" von 1919 zur Tschechoslowakei.
Durch das Münchner Abkommen kamen Hermsdorf und Friedland 1938 zum
Deutschen Reich. |
Die sächsischen Ortschaften
Kleinschönau, Zittel, Reibersdorf, Wald, Bad Oppelsdorf, Reichenau und Markersdorf befinden sich seit dem Ende des 2. Weltkrieges
auf polnischem Territorium, die böhmischen Orte Hermsdorf,
Dittersbach, Kunnersdorf und Friedland auf tschechischem.
Die letzte Fahrt auf der Strecke Zittau-Reichenau endete am 22. Juni 1945.
Kurz zuvor hatten noch Flüchtlinge aus Schlesien und dem Sudetenland
die Eisenbahn benutzt. Der Lokführer musste den Zug stehen lassen und
zu Fuß über die neu festgelegte Grenze nach Deutschland zurück gehen.
Diese beiden Strecken der Schmalspurbahn wurden ab 1945 durch Polen und die
ČSR weiter
betrieben.
Die Strecke Kleinschönau-Reichenau stellte den Betrieb am 1. Juli 1961
ein.
Auf der Strecke Hermsdorf-Friedland wurde der Personenverkehr im
September 1947 eingestellt, aber 1957 vorübergehend wieder aufgenommen.
Der Verkehr auf der Strecke Hermsdorf-Friedland wurde am 13. Januar 1976
auf Grund starken
Verschleißes des Oberbaus für immer beendet.
Hermsdorf kürzlich
Dittersbach kürzlich |
Streckenverlauf:
Zittau - Markersdorf - Hermsdorf
und Hermsdorf - Friedland
Bahnstation |
Entfernung |
Höhe über NN |
Zittau
Zittau-Haltepunkt
Kleinschönau
Zittel
Reibersdorf
Wald/Bad Oppelsdorf
Reichenau
Markersdorf
Hermsdorf
Hermsdorf (Böhmen)
Dittersbach
Kunnersdorf
Friedland (Böhmen) |
0,0 km
1,15 km
2,93 km
5,41 km
7,46 km
9,6 km
12,11 km
13,5 km
15,75 km
0,0 km
10,5 km |
263 m
246 m
231 m
237 m
254 m
246 m
247 m
260 m
259 m
259 m
300 m |
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Übersichtskarte der Schmalspurbahnen um Zittau
Orte entlang der
Bahn |
tschechische/polnische Ortsnamen |
Friedland
Kunnersdorf
Dittersbach
Hermsdorf
Markersdorf
Reichenau
Wald / Bad Oppelsdorf
Reibersdorf
Zittel
Kleinschönau |
Frýdlant v Čechách
Kunratice
Dětřichov
Heřmanice
Markocice
Bogatynia (teilweise devastiert)
Opolno-Zdrój (teilweise devastiert)
Rybarzowice (devastiert)
Pasternik (devastiert)
Sieniawka |
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Zum Thema
Schmalspurbahn Zittau - Reichenau verfasste
Kurt Piehler
(1893-1958) die
folgenden Verse samt Melodie.
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Das Lied vom "kleenen Boahnel" |
Von Zittau fährt off Reich'nau o hibsches kleenes Boahnel,
a Lokomotiv'l vornedroa on hin'n fünf, sechs Wanel,
on bimmeln tut's woas bimmeln koan,
drmit heeßt's o de "Bimmelboahn"!
Bimm, bimm bimm, ich war schun kumm,
ich hoa mersch eemol vürgenumm.
Ben Haltepunkt zon irschtenmoal verschnauft sich's kleene Boahnel,
do gieht a Schaffner vornedroaon schwankt a rutes Fahnl.
On is amol de Stroaße frei, macht's kleene Boahnel hurt'g vorbei.
Nu rumpelt's off Kleeschine zu, do fährt's oack off der Stroaße.
Im Auto wie der Wind vorbei flitzt hurt'g de feine Bloase.
Do denkt mei Boahnel:"Foahrt ock zu!
Mich brengt'r ne aus menner Ruh!"
On hat's Kleeschine hinner sich, do kimmt a schlachtes Stick'l,
on Zittler Berg bei Friedersdorf, do reißt moanchmol dos Strick'l.
On hoans se's wieder z'soammgeflickt,
macht's kleene Boahnel gans beglickt:
Bimm, bimm bimm, ich war schun kumm,
ich hoa mersch eemol vürgenumm.
Bei Reibersdorf gieht's gleicheweg, do frät sich's kleene Boahnel,
do pfefft's vo Freede imbend'g laut on rumpelt mit de Wanl,
on vorne aus'n Essenloch speit's aal'n, schwarzen Roach.
Derno kimmt's noa Wald-Oppelsdorf, do hoat - ihr ward's wul wissen,
amol a aaler gorscht'ger Wind doas Boahnel imgeschmissen.
No hoite zittert's a dan Fleck an ganze Leib vor Angst und Schreck.
On endlich kimmt's noa Reich'nau - manchmal wurd's o woas ihrer,
an Bahnhof stiehn on gucken zu de ganz'n Reich'neer,
's kännt doch amoahl - noahmt's oack ne krumm! -
A Fremder mit'n Boahnel kumm.
Nun ruht sich's kleene Boahnel aus vo senner lang'n Reese,
on wunnert'ch ibern Autobus:"Der fährt ja ohne Gleese."
mei Boahnel, härmt'ch oack ne drim,
wenn du ne wärscht, nee doas wär schlimm!
Bimm, bimm bimm, bim bam bum,
uffs kleene Boahnel laßsch nischt kumm!
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Natürlich muß es auch für die
Strecke von Zittau ins Gebirge ein
entsprechendes Lied geben: "Unse Bimmelboahn" von Hans Kühn
(1908-2009) 1952
Gedenkstein des Komponisten am Bahnhof Oybin
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Vo Zittau a de Barge naus fährt unse Bimmelboahn, Mer gleebts ne,
woas doas kleene Ding su oalls drschleppn koann. Do stöhnts und
ächzt und bläst 'n Doampf aus oalln Fugn raus, goar oft an Wajge Leute
stiehn, die lachn 's Boahnl aus.
Refrain: Oack sachte! Iech kumm schunn! Su schnell giehts ne bergoa! Du
Bim-Bim-Bim-Bim Bimml-Bumml-Boahnl, du, du kimmst ne aus dr Ruh und
bimmelst immerzu, ob Summer oder Winter, du
kimmst immer roa, du aale, gude Bimml-Bumml-Boahn.
Ver Bertsdurf kimmt a steiles
Stick, do fährts oack noa an Tritt, do springt dr Pustbot' meestens
druf und fährt a Stickl mit. Duch eemol ließ 'rsch Boahnl ziehn und
rief 'm zu an Troabb: "Heut foahrch ne mit, heut gih'ch zu Fusse,
weil iech ann Eilbrief hoa!"
Refrain ...
Zun Urloob kumm Leute mit aus
oaller Harrn Walt, Die sahn 'ch a unsn Bargn im, verfrassen do ihr
Gald. Do reesn Junge, Aale mit, mer sitt woas uff dr Foahrt:
Moanch frisches Maajgl ausn Durf, "gemolte" aus dr Stoadt.
Refrain ...
Is
Boahnl macht'ch vern Autobus beileibe goar nischt draus. wo
zerfriedn denkt`s: Foahr iech a'n Noil, do giht de Luft ne aus."
und stiht a Bus an Iebergang, do fräht sichs ganz gewieß und
pfefft 'n oa ganz laut und lang: "Du, woart oack, irscht kumm iech!"
Oack sachte! Iech kumm schunn! Su schnell giehts ne bergoa! Du
Bim-Bim-Bim-Bim Bimml-Bumml-Boahnl, du, du kimmst ne aus dr Ruh und
bimmelst immerzu, ob Summer oder Winter, du
kimmst immer roa, du aale, gude Bimml-Bumml-Boahn.
anzuhören auf:
YOUTUBE
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So - jetzt fehlt nur noch ein Lied für den bisher nicht besungenen
Streckenteil zwischen Hermsdorf und Friedland im Böhmischen
Nach der Melodie des Piehler-Liedes wurde hier ein auf die Strecke
und die Friedländer Mundart zugeschnittener Text verfaßt. Ein interessanter
Artikel dazu befindet sich im "Friedländer Heimatbrief" vom
Februar
2017. Die
Spitznamen dieser Eisenbahn waren "Sträucherberta", "Die Hermsdorfer"
oder auf tschechisch "Heřmanička".
Kunnerschdorf = Kunnersdorf
Ditterschboch = Dittersbach Krischtschenau = Christiansau
Die
Friedländer Bezirksbahn gibts als Modell auf
YOUTUBE
Herzlicher Dank gebührt Frau Ursula Flögel und Frau Gerlinde Bahre
für das Überlassen des Liedtextes und des Fotos.
Die "Sträucherberta" (Reihe "U" der kkStB, nicht wie
üblich in bosnischer Spurweite von 760 mm, sondern in 750
mm) aus dem Jahr 1940.
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Vo Friedland fährt off Hermsdorf a hibsches kleenes Boahnl, a
Lokomotivl vornedroa, on hintn drei, vier Wanl. On bimmeln
tut's, woas bimmeln koan, drum heeß'ts ja o de "Bimmelboahn"!
Refrain: Bim, bim, bim, ich war schun kumm, ich hoa mersch
eemoal viergenumm.
Hoats Kunnerschdorf nu hinner sich, do
kimmt a schlajchtes Stickl, ben finstern Buusch bei Ditterschboch,
do reßt'n moanchmoal s' Strickl. On hoan ses wieder zammgeflickt,
macht's kleene Boahnl ganz beglickt:
Refrain ...
Drno
gieht's aber gleiche weg, do freit sich's kleene Boahnl, do
pfefft's vo Frejde imbendsch laut on rumpelt mitn Wanln. On
vorne ausm Essenlooch speit's aaln, dick'n schwoarzn Rooch.
Refrain ...
Drno kimmt's gegen Krischtschenau, do hoat - ihr
ward's wul wissen - amoal a aaler gorschtscher Wind doas Boahnel
imgeschmissen. No hoite zittert's a dan Fleck an ganzn Leib vor
Angst on Schreck.
Refrain ...
On endlich kimmt's noach
Hermsdorf, monchmoal wird's o woas speeter, am Bahnhof stiehn on
gucken zu, de ganzn Hermsdorfer. 'S kännt doch amoal - nahmts
oack ne krumm! - a Fremder mitn Boahnel kumm.
Refrain ...
Nu ruht sich 's kleene Boahnl aus vo senner langn Reese, on
wunnertsch iebern Autobus: "Dar fährt ja ohne Gleese!" Mei
Boahnl, härmtch oack do ne drim, wenn du ne wärscht, nee, doas wär
schlimm.
Bim, bim, bim, bimbam bum, off's kleene Boahnl
loaßsch nischt kumm.
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